Prekarisierung, Arbeit und Geschlecht

24. & 25. November 2016

Programm

 

Prekarität und Prekarisierung sind zentrale Begriffe einer sozialwissenschaftlichen Debatte, die in Frankreich von Robert Castel (2000) und Pierre Bourdieu (1998) entfacht und u.a. von Klaus Dörre (Brinkmann et al. 2006) auf den deutschsprachigen Kontext bezogen wurde. Gemein ist diesen Autor*innen ein Verständnis von Prekarität unter enger Bezugnahme auf die Erwerbssphäre: Prekarisierung bedeutet in diesem Kontext primär die Erosion des sogenannten männlichen Normalarbeitsverhältnisses und eine Ausweitung atypischer Beschäftigungsformen (Motakef 2015). Spätestens seit der Kritik an der andro-­ und eurozentrischen Prägung der Debatte (cf. Aulenbacher 2009, Castro Varela & Dhawan 2009), beanspruchen auch feministische und postkoloniale Theoretiker*innen den Prekarisierungsbegriff für sich. Denn mit der Erosion des europäisch geprägten männlichen Ernährer‐ und Normalarbeitsmodells stellt sich auch die Frage, inwiefern sich Geschlechterkonstruktionen, normierte Sexualitäten und globale Ungleichheiten verändern. Um diese und andere mit Prekarisierung, Arbeit und Geschlecht verknüpfte Fragen zu diskutieren, haben wir Doktorand*innen, die sich auf vielfältige Weise mit diesen Themen auseinandersetzen, zu einem zweitägigen Workshop am IGK „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ an der Humboldt­‐Universität zu Berlin eingeladen. Die teilnehmenden Doktorand*innen stellen im Rahmen des Workshops ihre Forschungsprojekte oder einzelne Teilaspekte ihrer Dissertation vor und diskutieren diese im Anschluss mit erfahreneren Wissenschaftler*innen ihres Themengebiets. 
 
Gerne möchten wir Sie und Euch zu diesem Workshop einladen. Aufgrund der begrenzten räumlichen Kapazitäten, bitten wir interessierte Personen um Anmeldung bis zum 15. November 2016 (igk-­arbeit­‐geschlecht(at)hu-­berlin.de). Der Workshop erfolgt in Kooperation mit Prof. Dr. Christine Wimbauer und Dr. Mona Motakef vom Lehrstuhl für Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt­‐Universität zu Berlin und findet in den Räumlichkeiten des IGK „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ (re:work), in der Georgenstraße 23 im 6. Obergeschoss, statt. 
 
 

Aulenbacher, B. (2009). Die soziale Frage neu gestellt, Gesellschaftsanalysen der Prekarisierungs‐ und Geschlechterforschung. In R. Castel & K. Dörre (Eds.), Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung. Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts (pp. 65–77). Campus Verlag.

 

Bourdieu, P. (1998). Prekarität ist überall. In Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion (pp. 96–102). Konstanz: UVK.


Brinkmann, U., Dörre, K., Röbenack, S., Kraemer, K., & Speidel, F. (2006). Prekäre Arbeit. Ursachen, Ausmaß, soziale Folgen und subjektive Verarbeitungsformen unsicherer Beschäftigungsverhältnisse.

 

Castel, R. (2000). Die Metamorphosen der sozialen Frage: eine Chronik der Lohnarbeit. UVK Verlagsgesellschaft.

 

Castro Varela, M. do M., & Dhawan, N. (2009). Prekarität und Subalternität ‐ Zusammenhänge und Differenzen. In S. Gau & K. Schieben (Eds.), Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen (pp. 119–124). Nürnberg: Verlag für moderne Kunst.

 

Motakef, M. (2015). Prekarisierung.