Fellows 2017/2018
Dr. Hannah Ahlheim
Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland
Flexible Times? Governing Working Time in the Late 20th Century
hannah.ahlheim@geschichte.uni-giessen.de
Hannah Ahlheim ist Privatdozentin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Göttingen und hat kürzlich ihr zweites Buch zur Geschichte des Schlafes, der Schlafwissenschaften und der „Ökonomie des Schlafes“ in Deutschland und den USA (1880–1980) beendet. Sie lehrte an der Universität Potsdam, der Universität Göttingen und der Humboldt-Universität zu Berlin und erhielt ihren Doktortitel in Neuerer Geschichte an der Universität Bochum mit einer Dissertation über die Boykottbewegung gegen jüdische Geschäfte in Deutschland (1924–1935). In dieser argumentierte sie, die Boykotte seien von unten organisierte Aktionen gewesen, die lokalen sozialen Bewegungen entsprangen. Auf der Grundlage der Aussagen jüdischer Deutscher zeigt ihre Untersuchung, wie die rassistische Kategorie des „Jüdischseins“ Eingang in das alltägliche Wirtschaftsleben fand und damit einen entscheidenden Beitrag zum „sozialen Tod“ der Juden und Jüdinnen inmitten der deutschen Gesellschaft darstellte.
Grundsätzlich befasst sich Ahlheim mit der Wechselwirkung zwischen Wirtschaft, sozialen Praktiken und Gedankenwelten. In ihrer Forschungsarbeit bemüht sie sich wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturhistorische Perspektiven mit der Geschichte von Wissenschaft und Ideen zusammenzubringen. Ihre Untersuchung zur transatlantischen Geschichte des Schlafes betont die Rolle der Wissenschaft für die Steuerung von Gesellschaften und Individuen im 19. und 20. Jahrhundert. Hierin erkundet sie, wie eng Wissen über Schlafen mit kulturellen Auslegungen, ideologischen Kontexten, sozialem Wandel, Alltagspraktiken und Wirtschaftsinteressen verknüpft ist, und offenbart, wie im Zuge der Industrialisierung ein regelmäßiger Nachtschlaf zur rechten Zeit nach und nach als Schlüsselfaktor für die Reproduktion der Arbeitskraft und als Beitrag zu einem zufriedenen und gesunden Lebensstil betrachtet wurde.
Ihr Forschungsprojekt bei re:work trägt den Titel Flexible Times? Governing Work Time in the Late 20th Century. Ausgehend von der Überlegung, dass sich die zeitlichen Zusammenhänge in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verändert haben, untersucht sie hierin, ob, wie, wann und in welchem Ausmaß sich zeitliche Strukturen und hiermit die diesen zugrundeliegenden Machtbeziehungen und Steuerungsmechanismen in den industrialisierten Gesellschaften des Westens verändert haben. Durch einen Fokus auf die Geschichte der Nacht- und Schichtarbeit in Europa und Nordamerika verbindet ihre Untersuchung die Geschichte der Arbeit mit der Geschichte von Zeit und platziert diese in einem neuen konzeptuellen Rahmen, in dem die Geschichte des Wissens mit Ansätzen der Gesellschafts- und Kulturgeschichte verknüpft wird.
Literatur
Der Traum vom Schlaf. Optimierungsphantasien, Widerständigkeit und das Wissen über den Schlaf in Deutschland und den USA (1880–1980). Göttingen: Wallstein Verlag, im Erscheinen.
Gewalt, Zurichtung, Befreiung? Individuelle »Ausnahmezustände« im 20. Jahrhundert, Hrsg. Göttingen: Wallstein Verlag, 2017.
„Der Betrieb und das Schlafzimmer. Die »Humanisierung« der Schicht- und Nachtarbeit in der Bundesrepublik der 1970er Jahre“. In Der Betrieb als sozialer und politischer Ort. Studien zu Praktiken und Diskursen in den Arbeitswelten des 20. Jahrhunderts, herausgegeben von Knut Andresen, Michaela Kuhnhenne, Jürgen Mittag, und Johannes Platz, 213–30. Bonn: Dietz, 2015.
„Governing the World of Wakefulness. The Exploration of Alertness, Performance and Brain Activity with the Help of ‚Stay-Awake-Men‘ (1884–1964)“. Anthropology of Consciousnss 24, Nr. 2 (2013): 117–36.
»Deutsche, kauft nicht bei Juden!« Antisemitismus und politischer Boykott in Deutschland 1924 bis 1935. Göttingen: Wallstein Verlag, 2011.
„Establishing Antisemitic Stereotypes. Social and Economic Segregation of Jews by Means of Political Boycott in Germany“. The Leo Baeck Institute Yearbook 55 (2010): 149–73.
Zuletzt aktualisiert: 01. September 2017
Dr. Görkem Akgöz
Humboldt Universität zu Berlin, DE
Developing Factory History as a Research Program: An Interdisciplinary Approach to Industrial Capitalism's Emblematic Workplace
Nach dem Abschluss ihres postgraduierten Studiums an der SUNY Binghamton und ihrer Promotion an der University of Amsterdam unterrichtete Görkem Akgöz bis 2017 Soziologie und Geschichte im Fachbereich Soziologie der Hacettepe University in Ankara. Derzeit ist sie Post-Doc-Fellow an der Central European University im Fachbereich Soziologie und Ethnologie.
In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich auf der Mikroebene mit der Herausbildung der Arbeiterklasse in einer staatlichen Textilfabrik in Istanbul zwischen 1932 und 1950. Inspiriert von den methodischen Fragen, die sie im Zuge ihrer Arbeit aufdeckte, gründete sie im Oktober 2013 im European Labour History Network die Factory History Working Group und koordiniert diese weiterhin. Die Arbeitsgruppe wird 2018 einen Sonderbeitrag zum Thema Werksgeschichte in der Zeitschrift Labor History veröffentlichen und einen Sammelband zur vergleichenden Werksgeschichte in Europa herausgeben. Das Projekt zur Werksgeschichte wurde durch ein British Academy Newton Advanced Fellowship unterstützt.
Ihr Forschungsvorhaben bei re:work läuft unter dem Titel: „Developing Factory History as a Research Program: An Interdisciplinary Approach to Industrial Capitalism’s Emblematic Workplace”. In den nationalen Geschichtsschreibungen war die Fabrik als emblematischer Ort der Industrialisierung von tragender Bedeutung, sie nährte die Seele des Kapitalismus: die Produktionsbeziehungen in der Fabrikhalle. Wenige Arbeitshistoriker/-innen jedoch nahmen das einzelne Werk in den Blick, sondern konzentrierten sich auf die Produktion selbst. Und selbst wenn sie Monografien zu einer Fabrik verfassen, diskutieren sie doch selten die methodischen Implikationen ihrer Auswahl. Mit ihrer Forschung zeichnet Akgöz die Erfahrungen der Arbeiter/-innen bei der Fabrikarbeit sowohl in als auch außerhalb der Fabrik nach. Ziel ist es dabei, ein dynamisches Bild zu entwerfen, aus dem das komplexe Wechselspiel zwischen der unmittelbaren Erfahrung der Arbeit und den Auswirkungen der Entwicklungen im breiteren Kontext auf die Identität der Arbeiterklasse hervorgeht. Sie möchte die realitätsfremde Trennlinie zwischen der Fabrikhalle und dem Leben in der großen weiten Welt außerhalb der Fabriktore überschreiten.
Bei re:work wird sie an drei verschiedenen Zeitschriftenartikeln arbeiten. Der erste befasst sich mit der Interaktion auf Ebene der Fabrikhalle zwischen den neuen Konzepten und Ausdrucksformen von sozialer Bürgerschaft und Arbeiterklassenidentität in der Türkei der 1940er Jahre. In einem zweiten Artikel wird sie sich kritisch mit den vorliegenden Einzelfallstudien verschiedener Fabriken auseinandersetzen und Werksgeschichte als Forschungsthema definieren, in dem die Geschichte der Arbeit eine Verknüpfung zu Bereichen wie Unternehmensgeschichte, Betriebswirtschaftslehre, urbane Geschichte und Geschichte von Gemeinschaften erfährt. Ihr letzter Artikel widmet sich schließlich der Re(konstruktion) von Genderidentitäten in der Fabrikhalle, wobei sie die Darstellung von Fabrikarbeiterinnen in der frühen türkischen Gewerkschaftspresse als Grundlage heranziehen wird.
Literatur
„Citizens on the Shop Floor: Negotiating Class, Citizenship and National Identity in a Turkish State Factory“. Labor History, 2019, 1–12.
mit Richard Croucher, und Nicola Pizzolato. „Back to the Factory: The Continuing Salience of Industrial Workplace History“. Labor History, 2019, 1–11.
„Herkesin Sefaletinden Bazılarının Baharına: Sendikaların İlk Yıllarında Kadın İşçiler ve Tarihyazımı [= From the Poverty of All to the Spring of Few: Women Workers and Historiography on the Early Republican Period]“. Toplumsal Tarih 305 (2019).
„Petitioning as Industrial Bargaining in a Turkish State Factory. The Changing Nature of Petitioning in Early Republican Turkey“. In On the Road to Global Labour History, herausgegeben von Karl Heinz Roth, 129–63. Leiden: Brill, 2017.
„Mutsuz Evlilikten Tehlikeli Flörte. Feminizm, Neoliberalizm ve Toplumsal Hareketler [= From Unhappy Marriage to Dangerous Liaison: Feminism, Neoliberalism and Social Movements]“. Fe Dergi 8, Nr. 2 (2016): 86–100.
„İşçi Sınıfı Tarihyazımında İşyeri ve Çalışma Deneyiminin Yeri. Erken Cumhuriyet Dönemi Fabrikalarının Kapısından Girmek [= The Role of Workplace Experience in Working-Class Historiography: Entering the Factories of the Early Republican Period]“. In Tanzimat’tan günümüze Türkiye işçi sınıfı tarihi 1839-2014. Yeni yaklaşımlar yeni alanlar yeni sorunlar, herausgegeben von Y. Doğan Çetinkaya und Mehmet Ö. Alkan, 231–53. İstanbul: Tarih Vakfı Yurt Yayınları, 2015.
mit Ecehan Balta. „Kapitalizmin Krizine Toplumsal Cinsiyet Perspektifinden Bakmak. Analitik bir Çerçeve Önerisi [= Looking at the Crisis of Capitalism from Gender Perspective: A Suggestion for an Analytical Framework]“. Hacettepe Üniversitesi Sosyolojik Araştırmalar E-Dergisi, 2015.
„İşçiler Greve Karşı. 1947 Sendikacılığının İlk Yıllarında Grev Tartışmaları [= Workers against Strike: Debates on the Right to Strike in the Early Years of the 1947 Trade Unionism]“. Mülkiye Dergisi 38, Nr. 4 (2014): 121–58.
„Sınıfın Söylemsel Kuruluşu. 1947 Sendikacılığının İlk Yıllarında Milliyetçi ve Anti-Komünist Söylemler [= The Discursive Construction of Class: Nationalist and Anti- Communist Discourses in the First Years of 1947 Trade Union Movement]“. Praksis 35–36 (2014): 61–82.
Zuletzt aktualisiert: 23. Januar 2020
Dr. Beate Althammer
Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
The Borders of the Welfare State: Labour Migration, Social Rights and Expulsion
Telefon: +49(0)30 2093 702 32
Beate Althammer ist Historikerin mit Forschungsschwerpunkten in der vergleichenden und transnationalen Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert. Sie studierte an der Universität Zürich und promovierte im Rahmen des Graduiertenkollegs „Westeuropa in vergleichender historischer Perspektive“ an der Universität Trier, wo sie anschließend von 2002 bis 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Sonderforschungsbereich 600 „Fremdheit und Armut: Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart“ tätig war. 2011 und 2013 erhielt sie Forschungsstipendien des Deutschen Historischen Instituts London, 2014 des Deutschen Historischen Instituts Paris. Seit 2015 ist sie Lehrbeauftragte an der Leuphana Universität Lüneburg, und 2016 wurde sie an der Universität Trier mit einer Schrift zur Geschichte der Vagabondage im Deutschland des 19. und frühen 20. Jahrhunderts habilitiert. Im akademischen Jahr 2017/18 war sie Fellow bei re:work, wo seit November 2018 auch ihr DFG-Projekt zu den „Grenzen des Wohlfahrtsstaats“ angesiedelt ist.
Literatur (Auswahl)
„Roaming Men, Sedentary Women? The Gendering of Vagrancy Offenses in Nineteenth-Century Europe“. Journal of Social History 51, Nr. 4 (2018): 736–59.
„Armut und Auswanderung“. In Karl Marx 1818–1883. Leben. Werk. Zeit. Katalog zur Landesausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier und im Stadtmuseum Simeonstift Trier, 90–97. Darmstadt: Theiss, 2018.
Vagabunden. Eine Geschichte von Armut, Bettel und Mobilität im Zeitalter der Industrialisierung (1815–1933). Essen: Klartext, 2017.
Das Bismarckreich 1871-1890. 2., aktualisierte Auflage. UTB 2995. Paderborn: Schöningh, 2017.
„Vagabonds in the German Empire. Mobility, Unemployment, and the Transformation of Social Policies (1870-1914)“. In Poverty and Welfare in Modern German History, herausgegeben von Lutz Raphael, 78–104. New York, NY: Berghahn, 2017.
mit Lutz Raphael, und Tamara Stazic-Wendt, Hrsg. Rescuing the Vulnerable. Poverty, Welfare and Social Ties in Modern Europe. New York, NY: Berghahn, 2016.
Zuletzt aktualisiert: 23. Januar 2020
Dr. On Barak
אוניברסיטת תל אביב (Universität Tel Aviv), Israel
Coalonialism: Energy and Empire before the Age of Oil
On Barak befasst sich als Sozial- und Kulturhistoriker mit der Geschichte von Wissenschaft und Technik in der nicht-westlichen Welt. Er arbeitet als Dozent am Institut für die Geschichte Afrikas und des Nahen Ostens an der Tel Aviv University und hat zwei Bücher verfasst: On Time: Technology and Temporality in Modern Egypt (University of California Press, 2013) und Names Without Faces: From Polemics to Flirtation in an Islamic Chat-Room (Uppsala University Press, 2006). Bevor er nach Tel Aviv wechselte, war Barak Mitglied der Princeton Society of Fellows und Dozent am Geschichtsinstitut der Princeton University. Seine Doppelpromotion in Geschichte und Nahoststudien schloss er 2009 an der New York University ab. Er ist Mitbegründer und Mitherausgeber des Social History Workshop, eines wöchentlich aktualisierten Blogs auf der Webseite der Tageszeitung Haaretz, wo neueste Erkenntnisse aus der Geschichtsforschung für ein besseres Verständnis aktueller Entwicklungen im Nahen Osten herangezogen werden. Zu seinen Interessensgebieten gehören das Thema Zeiterfassung und Temporalität; die Politik der Archive im Nahen Osten; die Geschichte von Wärme und Kälte und Filmkunst im Nahen Osten.
Bei re:work wird sich Barak der Fertigstellung eines Buchmanuskripts widmen. Auf der Grundlage von Recherchen an unterschiedlichen Orten geht es darin um die geopolitischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen der veränderten Nutzung von Energie während des langen 19. Jahrhunderts. Der Fokus wird dabei auf der „Kohle-Ära“ im Nahen Osten liegen, eine Region, die für gewöhnlich mit Erdöl in Verbindung gebracht wird. Die Globalisierung des Wasserdampfantriebs führte zur Universalisierung eines neuen Verständnisses menschlicher Arbeitskraft sowie zu neuen Konzeptualisierungen und Praktiken manueller Tätigkeit, wozu insbesondere die „freie Arbeit“ zählt. Mit diesem Forschungsvorhaben will Barak erkunden, inwiefern die sich schrittweise entwickelnde hegemoniale Stellung und Form der freien Arbeit mit der sich weltweit ausbreitenden Nutzung fossiler Energieträger in Zusammenhang standen. Die Etablierung des Konzepts der „Arbeit“ aus dem Dampfzeitalter heraus gilt als ein Prozess, der der Entstehung eines Diamants aus einem Klumpen Kohle nicht unähnlich sein soll: scheinbar symmetrisch und unberührt vom schmutzigen Geschäft, der historisch zu seiner Erschaffung beitrug. Die historische Untersuchung dieses Prozesses und des tatsächlichen Ausmaßes der weltweiten Verbreitung dieses Energieträgers soll zur Offenlegung seiner verschiedenen Asymmetrien beitragen.
Literatur
„Outsourcing. Energy and Empire in the Age of Coal, 1820–1911“. International Journal of Middle East Studies 47, Nr. 3 (2015): 425–45.
„Three Watersheds in the History of Energy“. Comparative Studies of South Asia, Africa and the Middle East 34, Nr. 3 (2014): 440–53.
On Time. Technology and Temporality in Modern Egypt. Berkeley, CA: University of California Press, 2013.
„Outdating. The Time of “Culture” in Colonial Egypt“. Grey Room 53 (2013): 6–31.
„Scraping the Surface. The Techno-Politics of Modern Streets in Turn-of-Twentieth-Century Alexandria“. Mediterranean Historical Review 24, Nr. 2 (2009): 187–205.
Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2017
Dr. Alina-Sandra Cucu
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin, Deutschland
Entangled Worlds of Labour: Socialist-Capitalist Joint Ventures and Generational Imaginaries from West and East
Alina-Sandra Cucu hat ihren Doktor in Soziologie und Ethnologie an der Central European University in Budapest mit Summa cum laude abgeschlossen. Vor ihrem Wechsel zu re:work war Alina-Sandra Cucu im Rahmen eines Postgraduiertenstipendiums am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, wo sie in einem Projekt zur Erforschung verschiedener Geschichten des Planens und ihrer Mechanismen zur Wissensproduktion mitarbeitete. In ihrem bald erscheinenden Buch Planning Labour: Time and the Foundations of Industrial Socialism in Romania untersucht sie drei miteinander verknüpfte Themen zur ursprünglichen sozialistischen Akkumulation und der Zentralplanung als zugehörigem Element: die Regulierung und Kontrolle der Beschäftigten; die Wissensproduktion bei der Fertigung; und der Umgang mit den divergierenden Zeithorizonten der sozialistischen Planung, sowohl in ideologischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Umsetzung im Fertigungsbereich. Bei re:work wird sich Cucu der Analyse der Frage widmen, wie die rumänische Fahrzeugproduktion zwischen dem Ende der 1960er Jahre und 2017 in die globalen Lieferketten eingegliedert wurde. Einen besonderen Fokus wird sie dabei auf Veränderungen der Arbeitsregulierung und der Lebenswege von Arbeiter/-innen im Kontext globaler Umwälzungen im Produktionssektor legen.
Literatur
Planning Labour. Time and the Foundations of Industrial Socialism in Romania. New York, NY: Berghahn, im Erscheinen.
„The Impossibility of Being Planned. Slackers and Stakhanovites in Early Socialist Romania“. In Labor in State Socialist Europe after 1945. Contributions to Global Labor History, herausgegeben von Susan Zimmermann und Marsha Siefert. Budapest: Central European University Press, im Erscheinen.
„Why Hegemony Was Not Born in the Factory. Sciences of Labour and Politics of Productivity from a Gramscian Angle“. In Cultural Hegemony in a Scientific World. Gramscian Concepts for the History of Science, herausgegeben von Pietro Daniel Omodeo und Massimiliano Badino. Leiden: Brill, im Erscheinen.
„Engineering Alternative Globalizations from the East“. In Engineering Global History. Experts and Twentieth- Century Political Economy, herausgegeben von David Pretel und Lino Camprubí. London: Palgrave Macmillan, forthcoming.
„Producing Knowledge in Productive Spaces. Ethnography and Planning in Early Socialist Romania“. Economy and Society 43, Nr. 2 (2014): 211–32.
Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2017
Professor Ulrike Freitag
Leibniz-Zentrum Moderner Orient, Berlin, Deutschland
Jeddah, the Entrance Hall of Mecca: An Urban History, ca. 1850-1950
ufreitag(at)zedat.fu-berlin.de
Ulrike Freitag ist die Direktorin des Leibniz-Zentrums Moderner Orient (ZMO) und Professorin für Islamwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sie studierte in Bonn, Damaskus und Freiburg. Ihre 1991 abgeschlossene und auf Deutsch publizierte Doktorarbeit behandelte das Thema der syrischen Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert. Sie arbeitete zunächst an der Fern-Universität Hagen (1991), bevor sie als Dozentin an die School of Oriental and African Studies der University of London wechselte (1993–2002). In dieser Zeit schrieb sie ihr zweites Buch Indian Ocean Migrants and State Formation in Hadhramaut, 1850s-1967 (Leiden 2003). Im Jahre 2002 habilitierte sie an der Universität Bonn und wechselte dann nach Berlin in ihre derzeitige Stellung.
Am ZMO begann Freitag, sich stärker mit Fragen der vergleichenden Geschichte und der Globalgeschichte zu befassen. Gemeinsam mit Achim von Oppen untersuchte sie das Konzept von Translokalität als Zugang zur Geschichte globaler Verflechtungen. Seit zehn Jahren arbeitet Ulrike Freitag zur Geschichte der Stadt. Am Fallbespiel Dschidda untersuchte sie Themen wie Kosmopolitismus und urbane Gewalt und war Mitherausgeberin einer Reihe von Werken zur Stadtgeschichte im Nahen Osten. Darüber hinaus ist sie regelmäßig als Beobachterin aktueller Entwicklungen in Saudi-Arabien und in der weiteren Golfregion tätig.
Mit ihrem aktuellen Buchprojekt möchte Frau Freitag die urbane Geschichte Dschiddas von den 1840er Jahren bis 1947 dokumentieren. Seit der frühen islamischen Zeit diente Dschidda stets als offizieller Hafen Mekkas und damit als zentraler Ankunftsort islamischer Gläubiger anlässlich ihrer jährlichen Pilgerfahrt. Darüber hinaus entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden regionalen und internationalen Hafen, der ab den 1840er Jahren als offizielle Zollstation des Osmanischen Reiches für alle Güter diente, die vom Indischen Ozean in den Mittelmeerraum transportiert wurden. Die Bevölkerung Dschiddas setzt sich daher aus Menschen der gesamten arabischen Welt, aber auch sehr vielen weiteren aus Indien, Afrika, Zentral-, Süd- und Südostasien zusammen, die sich dort dauerhaft niederließen. Im Zentrum ihrer Untersuchung steht die Frage, wie der Prozess der Aufnahme von Neuankömmlingen – von reichen Händler/-innen bis hin zu Sklav/-innen – in die lokale Gesellschaft funktionierte und welchen Veränderungen dieser in der ereignisreichen Zeit zwischen der osmanischen Wiederbehauptung zum Nachteil Ägyptens und der Zerstörung der Stadtmauer zu Beginn des Erdölbooms in Saudi-Arabien 1947 unterlag.
Literatur
„Neuere Tendenzen der Restaurierung ‚authentischer arabischer Architektur‘ am Beispiel Saudi Arabiens“. In Gebaute Geschichte. Historische Authentizität im Stadtraum, herausgegeben von Christoph Bernhardt, Martin Sabrow, und Achim Saupe, 182–205. Göttingen: Wallstein Verlag, 2017.
„Urban Life in Late Ottoman, Hashemite and Early Saudi Jeddah, as Documented in the Photographs in the Snouck Hurgronje Collection in Leiden“. ZMO Working Papers 16 (2016): 12 S.
„Urban Space and Prestige. When Festivals Turned Violent in Jeddah, 1880s-1960s“. In Violence and the City in the Modern Middle East, herausgegeben von Nelida Fuccaro, 61–74. Stanford, CA: Stanford University Press, 2016.
mit Philippe Pétriat, und Martin Strohmeier. „La Première Guerre mondiale dans la péninsule Arabique… en quête de ses sources“. Arabian Humanities, Nr. 6 (2016).
„Symbolic Politics and Urban Violence in Late Ottoman Jeddah“. In Urban Violence in the Middle East. Changing Cityscapes in the Transformation from Empire to Nation State, herausgegeben von Ulrike Freitag, Nelida Fuccaro, Nora Lafi, und Claudia Ghrawi, 111–38. New York, NY: Berghahn, 2015.
mit Nora Lafi. „Introduction. Cosmopolitanism and Conflicts. Changes and Challenges in Ottoman Urban Governance“. In Urban Governance Under the Ottomans. Between Cosmopolitanism and Conflict, herausgegeben von Ulrike Freitag und Nora Lafi, 1–16. Milton Park: Routledge, 2014.
Zuletzt aktualisiert: 01. September 2017
Oisin Gilmore
Rijksuniversiteit Groningen, Niederlande
The Decline in Working Hours and the Rise of Leisure in Western Europe: 1900 – 1950
Oisín Gilmore ist Wirtschaftshistoriker und befasst sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaftsgeschichte und der Geschichte der Arbeit. Primär interessiert ihn dabei die Frage, wie Arbeit im Verlauf der Geschichte organisiert wird und welche Rolle dies in der wirtschaftlichen Entwicklung spielt. Dies ist ein breites Feld, das die Art der Arbeitsorganisation im Arbeitsprozess, durch den Arbeitsmarkt und durch vorherrschende Eigentumsverhältnisse betrachtet, aber auch die Arbeit an sich als unabhängige politische oder soziale Kraft.
Bevor er im Rahmen seines Fellowships nach Berlin kam, forschte er für seine Dissertation in Wirtschaftswissenschaften am Fachbereich Wirtschaft, Ökonometrie und Finanzen der Reichsuniversität Groningen in den Niederlanden. Hier war er Mitglied des Groningen Growth and Development Centre (GGDC) und am Forschungsprojekt „Pessimism and prosperity: The welfare paradox of interwar Europe in a global perspective“ beteiligt. Seine Aufgabe bestand in der Untersuchung des Rückgangs der Arbeitszeit in Westeuropa in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Im Rahmen seiner Doktorarbeit erstellte er eine komplett neue, internationale Datenbank zur Länge der Wochenarbeitszeit. Diese Datenbank erfasst 13 unterschiedliche Branchen in 61 Ländern im Zeitraum zwischen 1900 und 1970. Diese Daten erlaubten es ihm, sich mit verschiedenen Fragen zu befassen, wie etwa dem Aufkommen der Freizeit in der westlichen Welt in den vergangenen 150 Jahren, den heftigen wirtschaftlichen Erschütterungen der Zeit direkt nach dem Ersten Weltkrieg und den Ursachen für den Rückgang der Arbeitszeit.
Vor seiner Dissertation arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute of International and European Affairs, einem führenden Think-Tank in Irland. Hier war er für das Forschungsprogramm Wirtschaft und Finanzen verantwortlich. Zuvor hatte er eine Postgraduierten-Stelle an der School of Public Policy am University College London, wo er die politischen Dynamiken des internationalen Währungsregimes untersuchte. Er schloss seinen Master in Wirtschaftswissenschaften an der University of Warwick und seinen Bachelor am Trinity College in Dublin ab. Er war ebenfalls als Fondsbuchhalter tätig. Für den Zeitraum von 2016 bis 2018 ist er als Gastforscher am TRiSS im Trinity College in Dublin aktiv.
Bei re:work wird er sich mit dem Ausbau seiner Promotionsforschung befassen. Neben der Arbeit an verschiedenen Publikationen gehört hierzu auch die Ausdehnung seiner Forschungsarbeit durch die Untersuchung der Veränderungen der Arbeitszeit über einen längeren Zeitraum und in der Gegenwart.
Dr. Michael Hoffmann
Universität zu Köln, Köln, Germany
Industry, Inequality and Armed Conflict in Western Nepal
Michael Hoffmann promovierte in Ethnologie an der London School of Economics and Political Science (LSE) im Jahr 2012. Seine Doktorarbeit unter dem Titel „Patronage, Exploitation and the Invisible Hand of Mao“ basierte auf einer 18-monatigen ethnografischen Feldarbeit im westlichen Teil Nepals. Im Anschluss an die Promotion erhielt er ein Forschungsstipendium am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (2012–15) und arbeitete dann als leitender Forscher am Global South Studies Center sowie am Institut für Ethnologie der Universität zu Köln (2015–17). Während dieser Zeit führte Hoffmann zahlreiche ethnologische Feldarbeiten durch, deren Schwerpunkt zumeist auf der industriellen Arbeit im Nepal der Post-Konflikt-Ära lag. Seine akademischen Artikel wurden in verschiedenen renommierten Zeitschriften abgedruckt, darunter in Critique of Anthropology, Focaal sowie Contributions to Indian Sociology. Seine erste Monografie mit dem Titel „The Partial Revolution: Labour, Social Movements and the Invisible Hand of Mao in Western Nepal“ soll im Januar 2018 bei Berghahn Books erscheinen. In diesem Buch analysiert Hoffmann die Situation in der im äußersten Westen gelegenen Region Kailali nach dem maoistischen Aufstand in Nepal, wobei er ein besonderes Augenmerk darauf wirft, welche Wirkung revolutionäre Bewegungen auf soziale Beziehungen haben – die häufig unbeabsichtigt mit den ideologischen Zielen der Bewegung kollidieren.
Bei re:work wird Hoffmann an seinem zweiten Buchprojekt mit dem Titel „Industry, Inequality and Armed Conflict in Western Nepal“ arbeiten. Dabei baut er auf frühere Forschungen auf, unter anderem zu den Themen Schuldknechtschaft, industrielle Arbeit und revolutionäre Bewegungen, und untersucht insbesondere zwei Bereiche: Auf der einen Seite beschreibt er, wie ehemals in Schuldknechtschaft lebende Arbeiter/-innen die industrielle Arbeit im westlichen Nepal erleben; auf der anderen analysiert er, welchen Einfluss der breitere revolutionäre Kontext auf die Struktur der alltäglichen Arbeitsbeziehungen im industriellen Rahmen sowie auf arbeitspolitische Maßnahmen nimmt. Und dabei kommt er – im Gegensatz zu den Behauptungen linker Optimist/‑innen – zu dem Schluss, dass maoistische Revolutionen der Ausbeutung durch dominante Kasten keineswegs ein sofortiges Ende bereiten. Stattdessen zeigt das Gesamtwerk seiner ethnologischen Arbeiten, dass der Maoismus sich auf komplexe und häufig nicht vorhersehbare Weise auf die arbeitenden Klassen in Nepal auswirkt.
Literatur
The Partial Revolution. Labour, Social Movements and the Invisible Hand of Mao in Western Nepal. New York, NY: Berghahn, 2018.
„From Casual to Permanent Work. Maoist Unionists and the Regularization of Contract Labor in the Industries of Western Nepal“. In Industrial Labor on the Margins of Capitalism. Precarity, Class, and the Neoliberal Subject, herausgegeben von Chris Hann und Jonathan Parry, 336–54. New York NY: Berghahn, 2018.
„Rebels and Revolutionaries. Urban Mobilizations of the Kamaiya Movement in Post-Conflict, Western Nepal“. In Worldwide Mobilizations. Class Struggles and Urban Commoning, herausgegeben von Don Kalb und Massimiliano Mollona. New York, NY: Berghahn, 2018.
„Unfree Labour After the Maoist Revolution in Western Nepal“. Contributions to Indian Sociology 51, Nr. 2 (2017): 139–62.
„In the Shadows of the Maoist Revolution. On the Role of the ‘People’s War’ in Facilitating the Occupation of Symbolic Space in Western Nepal“. Critique of Anthropology 35, Nr. 4 (2015): 389–406.
„ A Symbiotic Coexistence. Nepal’s Maoist Movement and Labour Unions in an Urban Municipality in Post-Conflict Far-Western Tarai“. Journal of South Asian Development 9, Nr. 3 (2014): 213–34.
„Red Salute at Work. Brick Factory Work in Postconflict Kailali, Western Nepal“. Focaal 2014, Nr. 70 (2014): 67–80.
Professor Preben Kaarsholm
Roskilde Universitet, Dänemark
From Slaves to Labourers: Changing Networks of Servitude and Transnational Working Lives in the Western Indian Ocean
Preben Kaarsholm ist Professor für internationale Entwicklungsstudien an der Roskilde University. Sein Forschungsinteresse galt zunächst den romantisierten antikapitalistischen und antiimperialistischen Bewegungen in Europa und später den Siedlerstaaten und postkolonialen Entwicklungen im südlichen Afrika. Er hat zahlreiche Texte zu Gewalt und Demokratiebestreben sowie zu Moraldebatten und Lokalpolitik in städtischen Slums veröffentlicht. In den letzten Jahren galt der Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit dem Indischen Ozean, den transnationalen islamischen Bewegungen sowie den Netzwerken von Arbeitsmigration und -kontrolle. Er verfügt über große Erfahrung bei der kollaborativen Recherche mit Universitäten in Afrika und Indien und ist Koordinator der gemeinsamen AEGIS-Forschungsgruppe zu Afrika im Raum des Indischen Ozeans.
Bei re:work wird sich Kaarsholm mit dem Veränderungsprozess beschäftigen, den verschiedene Formen unfreier Arbeit im westlichen Indischen Ozean durchlaufen haben: von der Sklaverei über die Vertragsknechtschaft bis hin zu migrantischen und modernen Formen der Vertragsarbeit. Ein besonderer Fokus seiner Arbeit gilt den Beziehungen zwischen Südasien, den afrikanischen Inseln im Indischen Ozean und dem südlichen Afrika. Untersucht werden dabei sowohl Sende- wie Empfängerländer, der sich verändernde regulatorische Rahmen, in dem die Arbeitskräftebeschaffung erfolgte, sowie das artikulierte Selbstverständnis von Arbeiter/-innen und ihren Familien in einem Entwicklungsprozess von einer subalternen Stellung hin zu einer Position angehender Bürger/-innen.
Literatur
„From Abolition of the Slave Trade to Protection of Immigrants. Danish Colonialism, German Missionaries, and the Development of Ideas of Humanitarian Governance from the Early Eighteenth to the Nineteenth Century“. Atlantic Studies 17, Nr. 3 (2020): 348–74.
mit Bodil Folke Frederiksen. „Amaoti and Pumwani. Studying Urban Informality in South Africa and Kenya“. African Studies 78, Nr. 1 (2019): 51–73.
„Indian Ocean Networks and the Transmutations of Servitude. The Protector of Indian Immigrants and the Administration of Freed Slaves and Indentured Labourers in Durban in the 1870s“. Journal of Southern African Studies 42, Nr. 3 (2016): 443–61.
„Islam, Secularist Government, and State–Civil Society Interaction in Mozambique and South Africa Since 1994“. Journal of Eastern African Studies 9, Nr. 3 (2015): 468–87.
„Zanzibaris or Amakhuwa? Sufi Networks in South Africa, Mozambique and the Indian Ocean“. The Journal of African History 55, Nr. 2 (2014): 191–210.
„Transnational Islam and Public Sphere Dynamics in KwaZulu-Natal. Rethinking South Africa’s Place in the Indian Ocean World“. Africa 81, Nr. 1 (2011): 108–31.
Zuletzt aktualisiert: 03. August 2020
Professor Bridget Kenny
University of the Witwatersrand, Johannesburg, Südafrika
Servicing a Racial Regime: Johannesburg and Baltimore Women Shop Assistants and the Politics of "Publics", 1940s-70s
Bridget Kenny ist Privatdozentin für Soziologie an der University of the Witwatersrand im südafrikanischen Johannesburg. Sie arbeitet zu den Themen Arbeit, Geschlechterfragen und Konsum – mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Dienstleistungssektor, prekäre Arbeitsverhältnisse und politische Subjektivität. Ihr Buch Retail Worker Politics, Race and Consumption in South Africa: Shelved in the Service Economy (Palgrave Macmillan) soll 2017 erscheinen. Sie war Mitherausgeberin des Bandes Walmart in the Global South: Local Practices, State Regulations, and Labor Politics in the Time of Transnational Capital (gemeinsam mit Carolina Bank Muñoz und Antonio Stecher), das ebenfalls 2017 erscheinen soll (University of Texas Press-Austin). Zurzeit ist sie Teil des Redaktionsbeirats der Zeitschriften Global Labour Journal und African Studies und Vorsitzende des Forschungskomitees 44-Labour Movements der International Sociological Association (2014–2018). Seit 25 Jahren arbeitet sie als Forscherin zur südafrikanischen Arbeiterbewegung.
Bei re:work wird an ihrem Projekt „Servicing a Racial Regime: Johannesburg and Baltimore women shop assistants and the politics of ‘publics’, 1940s – 1970s“ arbeiten, das auf einer siebenjährigen Forschungsarbeit in Archiven und in Form von Interviews in den USA und Südafrika basiert. Im Zentrum dieses Projekts steht eine vergleichende Studie zur Arbeit von Frauen. In zwei Städten mit Rassentrennung soll der Frage nachgegangen werden, wie wir alltägliche politische Räume verstehen. Im Projekt soll analysiert werden, wie die (nach Hautfarben getrennte) Arbeit von Frauen an beiden Orten sowohl formal rechtlich als auch diskursiv durch hegemoniale Vorstellungen von Seriosität reguliert wurde. Untersucht werden die Unterschiede in der Konstitution politischer Öffentlichkeiten in Geschäften und auf der Straße. Die Arbeit des Dienstleistungssektors konzentriert sich auf die Artikulationen von Klasse und Hautfarbe, Lebenszyklus und Privatleben, Affekt und Kultur, Markt und Arbeitsplatz sowie Beziehungen zwischen Kapital und Staat. Konkret geht es dabei um die Darstellung von Orten wie die halböffentlichen Aufzugsanlagen, das Verhältnis des Rechts zu privatem Eigentum und Einzelhandelsflächen, die transnationale Vernetzung von Einzelhändler/-innen und ihre konstitutive Rolle im urbanen Raum sowie schließlich das Verhältnis von Arbeit und Politik zwischen weißen und schwarzen Frauen. Die Zeit bei re:work wird Bridget Kenny dafür nutzen, an weiteren Kapiteln für ein Buchmanuskript zu arbeiten.
Literatur
„Servicing “Intimate Publics”. Johannesburg and Baltimore Department Stores in the 1960s“. Safundi 21, Nr. 2 (2. April 2020): 115–39.
Retail Worker Politics, Race and Consumption in South Africa. Shelved in the Service Economy. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2018.
„Affect and the State. Precarious Workers, the Law and the Promise of Friendship“. In Ties That Bind. Race and the Politics of Friendship in South Africa, herausgegeben von Shannon Walsh und Jon Soske, 166–91. Johannesburg: Wits University Press, 2016.
„The Regime of Contract in South African Retailing. A History of Race, Gender, and Skill in Precarious Labor“. International Labor and Working-Class History 89 (2016): 20–39.
„Retail, the Service Worker and the Polity. Attaching Labour and Consumption“. Critical Arts 29, Nr. 2 (2015): 199–217.
„Servicing a Racial Regime. Gender, Race and the ‘Public’ in Department Stores in Baltimore, MD and Johannesburg, South Africa, 1940-1970“. In Race and Retail. Consumption Across the Color Line, herausgegeben von Mia Bay und Ann Fabian, 99–122. New Brunswick, NJ: Rutgers University Press, 2015.
„Reconstructing the Political? Mall Committees and South African Precarious Retail Workers“. Labour, Capital and Society / Travail, Capital et Société 44, Nr. 1 (2011): 44–69.
Zuletzt aktualisiert: 04. Juni 2020
Dr. Tim Kerig
Universität Kiel, Deutschland
A Bread, a Shirt, an Axe and Travelling a Hundred Miles: Packing a Basket of Commodities from 10.000 BC to the Present
Tim Kerig lehrt prähistorische Archäologie an der Universität Leipzig. Er hat prähistorische Archäologie, Geologie und Quartärökologie sowie Philosophie in Tübingen und Kopenhagen studiert und in Köln 2004 mit einer Arbeit zum Neolithikum promoviert (Hanau-Mittelbuchen: Siedlung und Erdwerk der bandkeramischen Kultur. Materialvorlage – Chronologie – Versuch einer handlungstheoretischen Interpretation). Er war wissenschaftlicher Volontär im Württembergischen Landesmuseum, hat Großgrabungen geleitet und international kuratiert. Er hatte Lehraufträge an den Universitäten Tübingen, Mainz, Köln, Bonn, Bochum, Leipzig, der Akademie der Künste Stuttgart und am University College London. Von 2003 bis 2013 war er Sprecher der AG Computeranwendungen und quantitative Methoden in der Archäologie bei den Deutschen Altertumsverbänden und Sprecher der AG Arch in der Deutschen Gesellschaft für Klassifikation. Von 2007 bis 2010 hat er im Rahmen einer DFG Eigenen Stelle zur „Ökonometrie des mitteleuropäischen Neolithikums“ geforscht. 2010 organisierte er die internationale Konferenz Economic Archaeology: From structure to performance. Von 2010 bis 2014 war er ERC Postdoc im EUROEVOL Projekt am University College London, von 2014 bis 2016 Postdoc im Köln-Bonner Graduiertenkolleg 1878 Archäologie vormoderner Wirtschaftsräume. 2016 erfolgte die Habilitation mit einer Schrift über neolithische Arbeit und ihre Rückkoppelungen über Demographie, Technologie und kulturelle Transmission (Einfache und komplexe Wirtschaften: Studien zur Urgeschichte des Faktors Arbeit im mitteleuropäischen Neolithikum). Zu seinen Forschungsgebieten gehören das Neolithikum, prähistorische Kunst, die Geschichte und Theorie der europäischen Archäologie sowie die Grundlegung einer quantitativen, wirtschaftswissenschaftlich und -ethnologisch informierten Wirtschaftsarchäologie. Seine Positionen sind analytisch und Teil des Projektes einer evolutionären Archäologie.
In laufenden Projekten beschäftigt sich Tim Kerig mit Supply and demand in prehistory? Economics of Neolithic mining in NW Europe (mit S. Shennan und M. Parker-Pearson), 12000 years of decision making: Geoarchaeology and Economic archaeology in the Western Zagros (mit T. Helms) und mit dem Arbeitsaufwand für Getreidenahrung (ab 12500 vor heute). Zweck des Aufenthaltes bei re:work ist die Prüfung der Übertragbarkeit der in früheren Projekten entwickelten methodischen Ansätze auf weitere Industrien.
Literatur
mit Kevan Edinborough, Sean Downey, und Stephen Shennan. „A Radiocarbon Chronology of European Flint Mines Suggests a Link to Population Patterns“. In Connecting Networks. Characterising Contact by Measuring Lithic Exchange in the European Neolithic, herausgegeben von Tim Kerig und Stephen Shennan, 116–63. Oxford: Archaeopress, 2015.
mit Stephen Shennan, und Enrico R. Crema. „Isolation-by-Distance, Homophily, and “Core” vs. “Package” Cultural Evolution Models in Neolithic Europe“. Evolution & Human Behavior 36, Nr. 2 (2015): 103–9.
„Wirtschaft. Struktur und Leistung in frühen Gesellschaften“. In Theorie in der Archäologie. Zur jüngeren Diskussion in Deutschland, herausgegeben von Manfred K. H. Eggert und Ulrich Veit, 139–90. Münster: Waxmann, 2013.
„Grahame Clark und die mitteleuropäische Archäologie. Eine vergleichende Rezeptionsgeschichte“. Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 52, Nr. 1 (2011): 83–103.
„‚…und Eva spann…‘ Zur Urgeschichte der geschlechtlichen Arbeitsteilung in arbeitswissenschaftlicher Perspektive“. In Von wirtschaftlicher Macht und militärischer Stärke. Beiträge zur archäologischen Geschlechterforschung, herausgegeben von Jana Esther Fries und Ulrike Rambuscheck, 17–36. Münster: Waxmann, 2011.
Hanau-Mittelbuchen. Siedlung und Erdwerk der bandkeramischen Kultur. Materialvorlage - Chronologie - Versuch einer handlungstheoretischen Interpretation. Bonn: Habelt, 2008.
Zuletzt aktualisiert: 17. Oktober 2017
Dr. David Mayer
Universität Wien, A
‘Work’ and ‘Words’ – Exploring the Diversity of Labour Relations through Movement Periodicals in 'Macroscopic' Perspective
David Mayer, geboren 1976, hat sich als Historiker auf transnationale Sozialgeschichte spezialisiert. Von 2014 bis 2016 war er Chefredakteur der Zeitschrift International Review of Social History. Im Jahr 2011 schloss er seine Promotionsforschung zur Geschichte marxistisch inspirierter Geschichtsdebatten im Lateinamerika der „langen 1960er Jahren“ ab (Universität Wien). Er hat längere Forschungsaufenthalte in Lateinamerika verbracht. In 2004 übersetzte er Immanuel Wallersteins „The Modern World-System III“ ins Deutsche. Zwischen 2007 und 2011 arbeitete er als Forschungsassistent am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien. Seit einiger Zeit ist er Forschungsstipendiat beim CeMIS – Centre for Modern Indian Studies der Georg-August-Universität Göttingen.
Zu seinen zentralen Forschungsinteressen gehören die Geschichte der Arbeit, Geschichte sozialer Bewegungen, Historiografiegeschichte, Geschichte des Marxismus und der Linksintellektuellen, Geschichtspolitik sowie Methoden der Digital Humanities. Seine Veröffentlichungen berühren Themen wie die Geschichte der marxistischen Historiografie, 1968 aus globalgeschichtlicher Perspektive, die Kommunistische Internationale in Lateinamerika, die transnationale Dimension sozialer Bewegungen und die politische Handhabung eines eigenen Geschichtsdiskurses in der lateinamerikanischen Linken. David Mayer ist zurzeit Honorary Fellow am Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam und seit 2013 Vizepräsident der Internationalen Tagung der HistorikerInnen der Arbeiter- und anderer sozialer Bewegungen (ITH, ith.or.at).
Während seines Aufenthalts bei re:work wird er ein neues Forschungsvorhaben in Angriff nehmen, bei dem er historische Zeitschriften der Arbeiterbewegungen aus „makroskopischer“ Perspektive beleuchten möchte. Mit der Verbindung von „Arbeit“ und „Worten“ will er in diesem Projekt eine der zentralen Fragen der aktuellen Arbeitsgeschichte – die Diversität und Koexistenz historischer Arbeitsbeziehungen – neu formulieren. Im Fokus steht dabei die Mediation derselben durch die Diskurse der Arbeiterbewegungen. Dafür soll ein bestimmter Korpus an Zeitschriftenartikeln mit Methoden des neuen Zweigs der Digital Humanities analysiert werden. Dieser Korpus aus Zeitschriften der Arbeiterbewegungen soll für verschiedene Weltregionen und ausgewählte Zeiträume angelegt werden und dadurch auch Vergleiche sowie eine Analyse von Übertragungen ermöglichen.
Literatur
„Coming to Terms with the Past, Getting a Grip on the Future – Manfred Kossok’s Interventions into Historiographical Debates About Latin America During the Radicalized 1960s“. Review. A Journal of the Fernand Braudel Center, Nr. 38 (im Erscheinen): 1/2.
mit Rossana Barragán. „Latin America and the Caribbean“. In Handbook Global History of Work, herausgegeben von Karin Hofmeester und Marcel van der Linden, 95–121. De Gruyter Oldenbourg, 2017.
mit Paulo Fontes, und Alexandre Fortes, Hrsg. Brazilian Labour History – New Perspectives in Global Context [= Special Issue International Review of Social History, 62 (S25)], 2017.
„À la fois influente et marginale. L’Internationale communiste et l’Amérique latine“. Übersetzt von Jean-Léon Muller. Monde(s). Histoire, Espaces, Relations, Nr. 10 (2016): 109–28.
„Mit Marx im Gepäck. Lateinamerikanische Vorläufer im Versuch, (post)koloniale Bedingungen zu denken“. In Marx und der globale Süden, herausgegeben von Felix Wemheuer, 145–169. Köln: PapyRossa Verlag, 2016.
mit Ad Knotter, Hrsg. Migration and Ethnicity in Coalfield History. Global Perspectives [= Special Issue International Review of Social History, 60 (S23)], 2016.
Zuletzt aktualisiert: 18. Oktober 2017
Dr. Benedetta Rossi
University College London, Großbritannien
The Rise of African Abolitionism
Benedetta Rossi ist Privatdozentin für Afrikastudien an der University of Birmingham (GB), wo sie afrikanische Geschichte und Anthropologie lehrt. Im Fokus ihrer Forschung stehen die afrikanische und globale Geschichte der Arbeit sowie die afrikanische Geschichte von Sklaverei und Emanzipation im 19. und 20. Jahrhundert. In ihrer ersten Monografie, From Slavery to Aid: Politics, Labour, and Ecology in the Nigerien Sahel, 1800-2000 (Cambridge University Press 2015), beleuchtete sie die Veränderungen der unfreien Arbeit in der Region von Tahoua in der Republik Niger (Sahara-Sahel). Sie hat zahlreiche Artikel zur Arbeitsmigration, zu den Emanzipationsstrategien von Menschen, die von Sklav/-innen abstammen, sowie zu den Folgen ausländischer „Entwicklungshilfe“ für afrikanische Arbeiter/‑innen verfasst.
Ihr Forschungsprojekt bei re:work beschäftigt sich mit dem Aufkommen des afrikanischen Abolitionismus und wird in ihr zweites Buch einfließen, Slavery and Emancipation in Twentieth Century Africa, das bei Cambridge University Press erscheinen wird. Benedetta Rossi untersucht, in welcher historischen Beziehung afrikanische Sklav/-innen und Sklavenbesitzer/‑innen zum Abolitionismus in Europa standen und wie diese Geschichte moderne Anti-Sklaverei-Bewegungen in Afrika beeinflusst. Außerdem geht es um die Fragen, wann wie und warum, falls überhaupt, versklavte und freie Menschen in Afrika begannen, die Legitimität der Sklaverei als Institution in Frage zu stellen, und wann und wie sich der Abolitionismus in Afrika entwickelte.
Literatur
„Freedom Under Scrutiny. Epilogue“. Journal of Global Slavery 2, Nr. 1–2 (2017): 185–94.
„Dependence, Unfreedom and Slavery in Africa. Towards an Integrated Analysis“. Africa 86, Nr. 3 (2016): 571–90.
From Slavery to Aid. Politics, Labour, and Ecology in the Nigerien Sahel, 1800-2000. New York, NY: Cambridge University Press, 2015.
„African Post-Slavery. A History of the Future“. The International Journal of African Historical Studies 48, Nr. 2 (2015): 303–24.
„Migration and Emancipation in West Africa’s Labour History. The Missing Links“. Slavery & Abolition 35, Nr. 1 (2014): 23–46.
Reconfiguring Slavery. West African Trajectories, Hrsg. Liverpool: Liverpool University Press, 2009.
Zuletzt aktualisiert: 01. September 2017
Dr. Caroline Rothauge
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Deutschland
Eat – Work – Sleep? Temporal Assumptions and Practices in the German Kaiserreich
Dr. Caroline Rothauge studierte Angewandte Kulturwissenschaften, Neuere und Neueste Geschichte sowie Journalistik an den Universitäten Lüneburg und Santiago de Compostela. Bevor sie als Stipendiatin am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen angenommen wurde, absolvierte sie ein eineinhalbjähriges Volontariat im Verlagswesen. Im Anschluss an ihre Promotion im Fach Neuere Geschichte arbeitete sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, dann als Akademische Rätin auf Zeit am Lehrstuhl für Neuere Geschichte II der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit April 2015 ist sie Akademische Rätin auf Zeit am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
In ihrer Doktorarbeit hat Caroline Rothauge – anhand des Beispiels Spanien und primär audiovisueller Quellen – die Dynamik erinnerungskultureller Prozesse in heutigen pluralistischen Gesellschaften untersucht. Zwei daraus resultierende Aspekte verfolgt sie in aktuellen Forschungsprojekten weiter: zum einen die Frage nach den Wechselwirkungen zwischen kollektivem Erinnern und Außenpolitik und zum anderen Geschichtsdarstellungen in populärkulturellen Produktionen des sogenannten „Quality TV“. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich derzeit jedoch mit ihrer Habilitation, für die sie unter dem Obertitel „Zeit im Alltag“ Erfahrungen von und den Umgang mit (Pluri-) Temporalität im Deutschen Kaiserreich um 1900 in transnationaler Perspektive erforscht. Zentral ist dabei der Blick auf Zeit als einer von Menschen zu Orientierungszwecken konstruierten Kategorie, die somit selbst zu historisieren ist.
Bei re:work wird Caroline Rothauge sich auf das Verhältnis zwischen Zeit und Arbeit im Deutschen Kaiserreich um 1900 konzentrieren. Dabei rücken zwei Untersuchungsebenen in den Blick: 1) Vorstellungen, Veränderungen und Umsetzungen von Arbeitszeitregimen, 2) Wechselwirkungen zwischen Arbeit und „Nicht-Arbeit“ bzw. zwischen Arbeitszeit und „Freizeit“, mit konkreten Untersuchungsfeldern wie Essen, Schlafen oder dem Sport. Für die temporale Organisation des alltäglichen Lebens im deutschen Kaiserreich bedeutsam sind dabei als „fremd“ markierte Zeitnutzungskonzepte. Hier spielt „Amerikanisierung“ eine zentrale Rolle, ebenso aber Zeiterfahrungen in den Kolonien.
Literatur
„Es ist (an der) Zeit. Zum temporal turn in der Geschichtswissenschaft“. Historische Zeitschrift, eingereicht.
„Populärkultur, Zeitgeschichte und Erinnerungskulturen. Franquismus als ‚Mad Circus‘?“ In Populärkultur, herausgegeben von Sabine Friedrich und Dirk Niefanger. Würzburg: Königshausen & Neumann, im Erscheinen.
„The Present. An ‘Unknown Time’ in the German Kaiserreich around 1900“. In The Fascination with Unknown Time, herausgegeben von Sibylle Baumbach, Lena Hennsingsen, und Klaus Oschema. Basingstoke: Palgrave Macmillan, im Erscheinen.
Zweite Republik, spanischer Bürgerkrieg und frühe Franco-Diktatur in Film und Fernsehen. Erinnerungskulturen und Geschichtsdarstellungen in Spanien zwischen 1996 und 2011. Göttingen: V & R Unipress, 2014.
„Remembering the Spanish Republican Exile. An Audiovisual Return“. In Panic and Mourning. The Cultural Work of Trauma, herausgegeben von Daniela Agostinho und Adriana Martins, 40–59. Berlin: De Gruyter, 2012.
Zuletzt aktualisiert: 01. September 2017
Dr. Juliane Schiel
Universität Wien, Österreich
Slave Labour in the Venetian Empire (1350-1450)
Dr. Juliane Schiel ist Oberassistentin am Historischen Seminar der Universität Zürich und forscht und lehrt zu mediterranen Versklavungspraktiken und anderen Formen abhängiger Arbeit in der europäischen Vormoderne. Sie hat in Heidelberg, Oxford und Berlin studiert und wurde an der Humboldt Universität zu Berlin zu einem Vergleich europäischer Darstellungen und Deutungen der Mongolen und der Osmanen promoviert.
Während ihrer Zeit bei re:work wird Juliane Schiel an ihrer Monografie über die Sklavinnen und Sklaven des venezianischen Seereichs arbeiten. In einer Sozialgeschichte von unten werden von Tana über Kreta, die östliche Adria und den Veneto verschiedene Versklavungsmomente, Arbeitskontexte von Sklavinnen und Sklaven und Austrittsmöglichkeiten aus dem Sklavenstatus untersucht. Diese Mikrogeschichten sollen das traditionelle Verständnis von Sklaverei erweitern und einen Beitrag zum Verständnis sozialer Abhängigkeiten und unfreier Arbeitsverhältnisse im vormodernen Europa leisten.
Literatur
mit Christian De Vito, und Matthias van Rossum, Hrsg. Shifts in Labour Relations. How Slaving Practices (Dis)Appeared, Transformed and Resurged over Time and Space [= Special Issue Annales], unter Begutachtung.
mit Brigitta Bernet, und Jakob Tanner, Hrsg. Arbeit in der Erweiterung [= Historische Anthropologie, 24 (2)], 2016.
mit Doris Bulach, Hrsg. europas sklaven [= Werkstatt Geschichte, 66/67], 2015.
mit Stefan Hanß, und Claudia Schmid, Hrsg. Mediterranean Slavery Revisited (500-1800). Neue Perspektiven Auf Mediterrane Sklaverei (500-1800). Zürich: Chronos, 2014.
Zuletzt aktualisiert: 01. September 2017
Dr. Daniel Tödt
Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
Between the Decks and Docks of Imperial Port Cities: Temporary Work and Changing Life Courses of Africans in Marseille and Antwerp (1880s-1960s)
Daniel Tödt lehrt afrikanische Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Davor war er Postdoc-Fellow im International Graduate Program „The World in the City: Metropolitanism and Globalization from the 19th Century to the Present“. Er studierte Europäische Ethnologie, Afrikastudien und Politikwissenschaften. Seine Dissertation an der Humboldt-Universität zur afrikanischen Elitenbildung in Belgisch-Kongo wurde auf dem 51. Deutschen Historikertag mit dem Preis der ZEIT-Stiftung geehrt. Zu seinen wichtigsten Forschungsinteressen zählen Sozialgeschichte des Kolonialismus, globale Stadtgeschichte und (post-)koloniale Migration.
In seinem Forschungsvorhaben bei re:work befasst er sich mit den ereignisreichen Biographien afrikanischer Hafenarbeiter und Seeleute in Antwerpen und Marseille im Rahmen urbaner und maritimer Netzwerke. Dabei analysiert er den ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Arbeitsformen: legale und illegale Arbeit, Arbeitslosigkeit und Gelegenheitsarbeit. Für afrikanische Hafenarbeiter und Seeleute war die imperiale Hafenstadt ein Ausgangspunkt, der größere Mobilität sowie eine Vielfalt an Kontakten versprach, gleichzeitig jedoch ein Ort der Starre, der Abkopplung und des Eingesperrtseins. In dem Projekt soll die Zeitweiligkeit ihrer persönlichen und Arbeitsbiografien hervorgehoben werden, gleichzeitig aber auch ein besonderes Augenmerk auf eine Vielzahl flüchtiger Chancen geworfen werden, das eigene Leben in einer komplexen, einander bedingenden und doch asymmetrischen imperialen Welt zu bestreiten. Anhand des dauerhaft subalternen Status dieser kolonialen Subjekte in den Hafenstädten lassen sich Fragen zur Reichweite der gegenseitigen Bedingtheit, zu horizontalen Verbindungen sowie zu vertikal wirkenden Zwangsverhältnissen in der imperialen Arbeitswelt untersuchen.
Literatur
„Making Second Imperial Cities: Modern Ports, Colonial Connectivity and Maritime Globalization“. Moderne Stadtgeschichte 2 (2019): 115–39.
Elitenbildung und Dekolonisierung. Die Évolués in Belgisch-Kongo 1944-1960. Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 228. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2018.
„Vers une histoire culturelle des élites africaines - Parcours d’une recherche inachevée“. In Archives Afrique Europe. Besoins? Collaborations? Avenirs? La RDC, le Rwanda, le Burundi et la Belgique, herausgegeben von Pierre-Alain Tallier und Sabine Eyenga-Cornelis, 141–55. Bruxelles: Algemeen Rijksarchief, 2013.
„Les Noirs Perfectionnés. Cultural Embourgeoisement in Belgian Congo during the 1940s and 1950s“. Working Papers Des Sonderforschungsbereiches 640 4 (2012): 1–23.
Vom Planeten Mars. Rap in Marseille und das Imaginäre der Stadt. Münster: LIT, 2011.
Zuletzt aktualisiert: 06. Februar 2020
Professor Michael Zeuske
Universität zu Köln, Deutschland
Hidden Atlantic
michael.zeuske(at)uni-koeln.de
Michael Zeuske ist Professor für iberische und lateinamerikanische Geschichte an der Universität zu Köln. Darüber hinaus ist er Mitglied des dort angesiedelten Global South Studies Center (GSSC) sowie des Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (Bonner Zentrum für Abhängigkeits- und Sklavereistudien, BCDSS) an der Universität Bonn. Auf Studien in Leipzig und Rostock folgten 1984 zunächst die Promotion, 1991 dann die Habilitation, beide in Leipzig, mit Arbeiten über revolutionäre Eliten und hegemoniale Gruppen innerhalb lateinamerikanischer Unabhängigkeitsbewegungen. Als Professor hat er an den Universitäten Leipzig (1992–1993) und Köln gelehrt. 2007 war er Research Fellow am Gilder Lehrman Center for the Study of Slavery, Resistance, and Abolition an der Universität Yale in New Haven. 2015 führte ihn seine Arbeit als Fellow an die Universität Peking.
Zeuske hat bislang 20 Monographien und über 200 Aufsätze veröffentlicht. Er ist Mitherausgeber der Zeitschriften Comparativ – Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende Gesellschaftsforschung (Leipzig) und HiN – Alexander von Humboldt im Netz (Internationale Zeitschrift für Humboldt-Studien) sowie mehrerer Buchreihen.
Seit etwa 1993 dokumentiert er die Lebensgeschichten und (Selbst-)Darstellungen von Versklavten während der Sklaverei (die nicht zu verwechseln sind mit den sog. „slave narratives“, die erst nach der Abschaffung der Versklavung entstanden sind). Diese Arbeit ergänzt er seit etwa 2005 um Recherchen, durch die er die Stimmen der im Zuge des atlantischen Sklavenhandels versklavten und deportierten Menschen (persönlicher Kontakt zwischen Kapitänen, Kommissionären, Schiffsärzten etc. und den Versklavten) zu rekonstruieren versucht. In seinen Forschungen konzentriert sich Zeuske auf das 19. Jahrhundert nach dem „Ende“ der Versklavung (insbesondere nach der formalen Abschaffung des atlantischen Sklavenhandels, 1794 und 1808–1840, und der Versklavung, 1794, 1834–38 sowie 1888). In diesen Zeiträumen entführten Sklavenschmuggler, Kommissionäre und Kapitäne – Zeuske zufolge die „Monte Cristos des verborgenen Atlantiks“ – weitere zwei bis drei Millionen Menschen aus Afrika vor allem nach Brasilien und Kuba. An Land, und dort insbesondere in Brasilien und auf Kuba, wurde die Sklaverei zwischen 1800 und 1888 von einer außerordentlich dynamischen Modernisierungswelle erfasst, die konzeptionell unter dem Begriff der „second slavery“ zusammengefasst wird. Das Kapital und ein Großteil der Gelder, mit denen diese Phase der Zweiten Sklaverei in Nord-, Mittel- und Südamerika (Kuba, Brasilien, den USA, teilweise auch Puerto Rico, Suriname, Guyana, Martinique und Guadeloupe) finanziert wurde, stammte aus zwei Quellen: Es wurde einerseits zwischen 1808 und 1874 durch illegalen Handel mit Mosambik sowie zwischen den westafrikanischen Küstenländern, und andererseits durch legalen binnenländischen Sklavenhandel vor allem in den USA und Brasilien und teilweise auf Kuba zwischen 1808 und 1888 generiert. Über die Infrastrukturen der Gewalt, die Afrika und die Länder Nord-, Mittel- und Südamerikas über den Atlantik (den verborgenen Atlantik) miteinander verbanden, konnte dieses Kapital zwischen beiden Kontinenten hin und her bewegt werden.
Seine Zeit bei re:work wird Michael Zeuske dafür nutzen, ein Buch über die Rolle und Bedeutung des verborgenen Atlantiks für die Entwicklung und Stabilisierung der Zweiten Sklaverei abzuschließen. Die Publikation wird sich vor allem auf Kuba konzentrieren und dabei die Verbindungen zwischen der Karibik, den südlichen USA und Bahia (Brasilien) in den Blick nehmen, die durch den von Kommissionären, Kapitänen und Sklavenhändlern betriebenen Schmuggel entstanden sind.
Literatur
Sklaverei. Eine Menschheitsgeschichte. Stuttgart: Reclam, 2018.
mit Vicent Sanz. Millars. Espai i Història. Bd. XLII/1, 2017.
Sklavenhändler, Negreros und Atlantikkreolen. Eine Weltgeschichte des Sklavenhandels im atlantischen Raum. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, 2015.
Amistad. A Hidden Network of Slavers and Merchants. Übersetzt von Steven Rendall. American edition. Princeton: Markus Wiener Publishers, 2014.
Handbuch Geschichte der Sklaverei: eine Globalgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin: Walter de Gruyter, 2013.
Simón Bolívar: History and Myth. Übersetzt von Steven Rendall. Princeton: Markus Wiener Publishers, 2012.
Zuletzt aktualisiert: 02. März 2018