Fellows 2010/2011
Dr. Renu Addlakha
Centre for Women's Development Studies, Delhi, Indien
Work, Gender and Disability in Contemporary India: Experiences, Discourse and Initiatives for Inclusion.
ist Seniorstipendiatin am Zentrum für Forschung über die Entwicklung von Frauen in Neu Delhi (Indien). Im Rahmen ihrer Doktorarbeit forschte sie über den Beruf des Psychiaters in Indien und interessierte sich dabei vor allem für die Behandlung von Frauen. Sie beschäftigt sich mit Geschlechterrollen insbesondere in Bezug auf ihre Spezialgebiete medizinische Soziologie, psychische Erkrankungen, das Berufsbild des Psychiaters, Anthropologie infektiöser Erkrankungen, Bioethik und Behinderungsforschung.
Derzeit konzentriert sie sich in ihrem Forschungsprojekt auf die multiplen Überschneidungen zwischen Behinderung, Arbeit und Gender im zeitgenössischen Indien aus einem weitestgehend soziologisch-anthropologischen Blickwinkel betrachtet. Arbeit in der Perspektive eines Lebenszyklus bildet eine kritische Komponente ihrer Forschung über Gender und Behinderung. Sie hat die Arbeits- und Karriereambitionen von jungen behinderten Personen in Neu Delhi auf Schul- und Hochschulebene sehr genau untersucht. Dazu gehören auch Studenten auf Sonderschulen, allgemeinen Schulen und Schulabbrüche. Da sie den roten Faden in einer beruflichen Laufbahn innerhalb des Lebensverlaufs zurückverfolgt, hat sie auch eine Vielzahl beschäftigter und selbständig arbeitender behinderter Personen interviewt. Zu den daraus gewonnenen Daten zählen zahlreiche qualitative Interviews mit Männern und Frauen, die alle Hauptkategorien möglicher Behinderungen abdecken. Es wurde der Versuch unternommen, bei der Auswahl möglichst verschiedene Alters- und Berufskategorien (vom Hochschullehrer bis zum Straßenverkäufer, darunter neben vielen anderen auch Hausfrauen und Studenten) und Kastengruppen mit einzubeziehen. Wenn man den Ehrgeiz zum beruflichen Aufstieg und zu sozialer Mobilität der jungen Menschen beiderlei Geschlechts mit den tatsächlichen Erfahrungen beim Streben nach Marktintegration und Überleben in behindertengerechten Arbeitsumfeldern vergleicht, so schafft dies Anlass zu einem zum Nachdenken anregenden Kommentar über das zeitgenössische indische neo-liberale Wirtschaftssystem und die sozio-kulturellen Wirklichkeiten. Eine mehrschichtige komparatistische Perspektive ist der zentrale methodologische Punkt, auf den sich ihre Forschungsarbeit stützt.
Literatur
„Gendered Constructions of Work and Disability in Contemporary India. Discursive and Empirical Perspectives“. In Disability, Gender, and the Trajectories of Power, herausgegeben von Asha Hans, 2016–2237. New Delhi: SAGE, 2015.
„Discursive and Institutional Intersections. Women, Health and Law in Modern India“. International Review of Sociology 24, Nr. 3 (2014): 488–502.
Disability Studies in India. Global Discourses, Local Realities, Hrsg., London: Routledge, 2013.
„Body Politics and Disabled Femininity. Perspectives of Adolescent Girls from Delhi“. In Disability Studies in India. Global Discourses, Local Realities, herausgegeben von Renu Addlakha, 220–39. London: Routledge, 2013.
Contemporary Perspectives on Disability in India. Exploring the Linkages between Law, Gender and Experience. Saarbrücken: LAP LAMBERT Academic Publishing, 2011.
„A Legal Precedent. Reproductive Rights of Mentally Retarded Persons in India“. Indian Journal of Medical Ethics VII, Nr. 1 (2010): 34–36.
„‚Indigenisation‘ Not ‚Indianisation‘ of Psychiatry. An Anthropological Perspective“. Sociological Bulletin 59, Nr. 1 (2010): 46–68.
„Gender Blind or Gender Biased? Culture, Family and Patriarchy in Indian Psychiatry“. In Restoring Mental Health in India. Pluralistic Therapies and Concepts, herausgegeben von Brigitte Śebastia, 253–84. New Delhi: Oxford University Press, 2009.
Zuletzt aktualisiert: 15. Dezember 2016
Professor Ravi Ahuja
Universität Göttingen, Deutschland
Human Lifecycle and the History of Industrial Labour Markets in Mid-Twentieth Century India.
ravi.ahuja(at)phil.uni-goettingen.de
lehrt südasiatische Sozial- und Wirtschaftsgeschichte seit dem 18. Jahrhundert. An der Universität Heidelberg promoviert, lehrte und forschte er an der Humboldt-Universität und am Zentrum Moderner Orient (beide in Berlin) und am Heidelberger Südasien-Institut. Nach seiner Habilitierung an der Universität Hannover wurde er auf eine Professur für Moderne Südasiatische Geschichte an die Londoner School of Oriental and African Studies berufen. 2009 wechselte er nach Göttingen, um dort ein neues Centre for Modern Indian Studies (CeMIS) mit zu begründen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Arbeitsgeschichte, der Infrastruktur- und Stadtgeschichte sowie auf der Sozialgeschichte des Krieges.
Am Kolleg knüpft Ravi Ahuja an seinen früheren Studien zur Sozialgeschichte der indischen Seeleute an, um Grundmerkmale der historischen Entwicklung und Regulierung des modernen Arbeitsmarktes in Südasien heraus zu arbeiten. Dabei geht er von der Hypothese aus, dass die Konfigurationen von Lebensläufen, zu Konventionen geronnene Haushalts- und Gemeinschaftsstrategien sowie formalisierte und rechtsförmige institutionelle Strukturen die drei wesentlichen und ineinander verschränkten Ebenen sind, auf denen sich die Erzeugung, Ausdifferenzierung, Regulierung und Reproduktion industrieller Arbeitsmärkte vollziehen.
Literatur
mit Marcel van der Linden, Hrsg. „The Distress Is Impossible to Convey.“ Scottish and German Trade-Union Reports on Labour in India (1926-1928). Delhi: Social Science Press, im Erscheinen.
mit Heike Liebau, und Franziska Roy, Hrsg. Soldat Ram Singh und der Kaiser. Indische Kriegsgefangene in deutschen Propagandalagern 1914 - 1918. Heidelberg: Draupadi, 2014.
Working Lives and Worker Militancy. The Politics of Labour in Colonial India, Hrsg., Delhi: Tulika, 2013.
„Das Ähnliche speist den Unterschied. Die globale Wohlfahrtsdebatte und die Erzeugung ‚informeller Arbeit‘ im Indien des 20. Jahrhunderts“. In Arbeit in globaler Perspektive. Facetten informeller Beschäftigung, herausgegeben von Hans-Jürgen Burchardt, Stefan Peters, und Nico Weinmann, 123–48. Frankfurt am Main: Campus, 2013.
„Capital at Sea, Shaitan Below Decks? A Note on Global Narratives, Narrow Spaces, and the Limits of Experience“. History of the Present 2, Nr. 1 (2012): 78–85.
mit Heike Liebau, und Franziska Roy, Hrsg. „When the War Began, We Heard of Several Kings.“ South Asian Prisoners in World War I Germany. New Delhi: Social Science Press, 2011.
Pathways of Empire. Circulation, „Public Works“, and Social Space in Colonial Orissa (c. 1780-1914). Hyderabad: Orient BlackSwan, 2009.
Die Erzeugung kolonialer Staatlichkeit und das Problem der Arbeit: eine Studie zur Sozialgeschichte der Stadt Madras und ihres Hinterlandes zwischen 1750 und 1800. Stuttgart: Franz Steiner, 1999.
Zuletzt aktualisiert: 16. Dezember 2016
Dr. Dmitri van den Bersselaar
Universität Leipzig
African Careers in European Business: Working for the United Africa Company.
dmitri.van_den_bersselaar@uni-leipzig.de
unterrichtet Afrikanische Geschichte an der Universität Liverpool. Bis heute hat er sich in seiner Forschung mit einer Reihe von Themen der kulturellen und sozialen Geschichte Ghanas und Nigerias befasst, hierunter auch: Arbeit und Migration, berufliche und ethnische Identität in Nigeria, die Integration von importierten Waren in die westafrikanische Kultur, Sammlungen afrikanischer Gegenstände in Großbritannien, Wissensgenese über Afrika durch Missionare und Kolonialbeamte sowie das Vermächtnis des atlantischen Sklavenhandels. Er war in Projekten in Kooperation mit dem World Museum Liverpool, mit Unilever PLC, dem Jenevermuseum, dem Internationalen Sklavereimuseum und für die Liverpool Tate Gallery involviert.
Am Kolleg wird Dmitri van den Bersselaar die beruflichen Werdegänge afrikanischer Angestellter der United Africa Company (UAC), einem großen europäischen Unternehmen, das in Westafrika tätig war, untersuchen. UAC beschäftigte Tausende von Westafrikanern in einfachen Funktionen wie Arbeiter, Büroangestellte und Fahrer bis hin zu Managern und Direktoren mit sehr unterschiedlichen Aufgabengebieten, darunter allgemeiner Handel, Bierbrauerei, Fahrzeugbau, Transport und Werbung. Wie diese Afrikaner eingestellt wurden, wie ihre Werdegänge verliefen, weshalb sie sich entschlossen im Unternehmen zu bleiben oder fortzugehen, wird im Rahmen des Projekts untersucht werden.
Literatur
Bersselaar, Dmitri van den. 2005. “Imagining Home. Migration and the Igbo Village in Colonial Nigeria.” The Journal of African History 46 (1): 51–73.
Bersselaar, Dmitri van den. 2007. The King of Drinks. Schnapps Gin from Modernity to Tradition. Leiden; Boston: Brill.
Bersselaar, Dmitri van den. 2011a. “‘Doorway to Success?’ Reconstructing African Careers in European Business from Company House Magazines and Oral History Interviews.” History in Africa 38 (1): 257–94.
Bersselaar, Dmitri van den. 2011b. “‘Old Timers Who Still Keep Going’. Retirement in Ghana?” Edited by Josef Ehmer. Österreichische Zeitschrift Für Geschichte [Themenheft Ruhestand] 22 (3): 136–52.
Bersselaar, Dmitri van den. 2011c. “Race, Slavery and Imperialism. Knowledge Production and Personhood.” In Race and the Civilizing Mission. The Impliations for the Framing of Blackness and African Personhood, edited by Waibinte E. Wariboko, 83–102.
Bersselaar, Dmitri van den. 2012. “Who Belongs to the ‘Star People’? Negotiating Beer and Gin Advertisements in West Africa, 1949–75.” The Journal of African History 52 (03): 385–408.
Bersselaar, Dmitri van den, and Barth Chukwuezi. 2010. “From Farmers to Traders. Shifting Identities in Rural Igbo Society, Nigeria.” In How Africa Works. Occupational Change, Identity, and Morality, edited by Deborah Fahy Bryceson, 29–46.
Dr. Manuela Ciotti
Aarhus Universitet, Dänemark
Work, Non-Work and Social Justice Amongst Dalit (ex-untouchable) Youth in India: An Intergenerational, Gendered and Global Perspective.
ist Sozialanthropologin mit einem Doktortitel der London School of Economics. Sie hat mehrere Jahre Feldforschung in Nordindien betrieben und sich dabei vor allem für die (ehemals unberührbaren) Dalit-Gemeinschaften interessiert. Im Zuge der Ausarbeitung ihrer Forschungsergebnisse hat sie mehrere Artikel zu Themen wie Bildung, ethnologische Arbeitsgeschichte, Gender, Jugend, Gesellschaftliche Herkunft bis hin zu Frauenaktivismus in der Parteienpolitik in den einschlägigen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Ihr langjähriges Interesse für Dalits inspirierte sie zu einer Essay-Trilogie mit Reflexionen zu der Verwendung der Dalit-Kategorie, zur Politik der Erfahrung und Repräsentation sowie auch zu einem Reader, der über dreißig der wichtigsten Beiträge zur Untersuchung der besagten Gemeinschaften zusammenfasst. Beide Publikationsreihen befinden sich derzeit in der Vorbereitung. Zudem hängt ihre Fokussierung auf den südasiatischen Raum mit ihrem Interesse für die Verkettung von anthropologischer Epistemologie, Transnationalität und einer Politik des kulturellen Unterschieds zusammen.
Die genannten Forschungsschwerpunkte und Veröffentlichungen fließen in ihr Forschungsvorhaben am IGK ein. Ihr Projekt konzentriert sich auf die sich wandelnden Muster und Bedeutungen von Arbeit und Nicht-Arbeit unter männlichen Dalit-Jugendlichen in Indien. Während ehemals das typische Lebenslaufmuster eines Dalits von Analphabetismus und Schwerarbeit geprägt war, stellen die jungen Dalit-Männer heutzutage, da sie Zugang zu Bildungsangeboten und dank der schnell wachsenden Wirtschaft Indiens auch zum Arbeitsmarkt haben, einen neuen geschichtlichen Forschungsgegenstand dar. Die Beziehung zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit wird im Sinne des Begriffs der Sozialgerechtigkeit, so wie er aus dem Kampf gegen die Kastendiskriminierung von einst und heute hervorgeht, analysiert, nämlich als ein spezieller Auswuchs der nicht-westlichen Modernität.
Literatur
Ciotti, Manuela. 2007. “Ethnohistories Behind Local and Global Bazaars. Chronicle of a Chamar Weaving Community in the Banaras Region.” Contributions to Indian Sociology 41 (3): 321–54.
Ciotti, Manuela. 2010a. “The Bourgeois Woman and the Half-Naked One? Or the Indian Nation’s Contradictions Personified.” Modern Asian Studies 44 (04): 785–815.
Ciotti, Manuela. 2010b. Retro-Modern India. Forging the Low-Caste Self. Routledge India.
Ciotti, Manuela. 2011a. “After Subversion. Intimate Encounters, the Agency in and of Representation, and the Unfinished Project of Gender Without Sexuality in India.” Cultural Dynamics 23 (2): 107–26.
Ciotti, Manuela. 2011c. “Resurrecting Seva (Social Service). Dalit and Low-caste Women Party Activists as Producers and Consumers of Political Culture and Practice in Urban North India.” The Journal of Asian Studies 71 (01): 149–70. doi:10.1017/S002191181100297X.
Ciotti, Manuela. 2014. “Dalit Women Between Social and Analytical Alterity. Rethinking the ‘Quintessentially Marginal’.” In Routledge Handbook of Gender in South Asia, edited by Leela Fernandes. Routledge.
Professor Josef Ehmer
Universität Wien, Österreich
Late to Work, Early to Retirement. The Long-Term Trends of Declining Labour Force Participation by Young and Elderly People. A Comparative View.
lehrt Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien. Zuvor war er Professor für Allgemeine Neuere Geschichte an der Universität Salzburg. Gastprofessuren führten ihn u.a. an die FU Berlin, an das European University Institute in Florenz und an die University of Cambridge. Seine Forschungen umfassen ein breites Spektrum der europäischen Sozialgeschichte von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, darunter Arbeit und Arbeiter, Familie und Alter, Historische Demografie und Migrationen.
Am Kolleg versucht Josef Ehmer, zwei lange historische Trends zusammen zu denken: den immer späteren Einstieg in die Erwerbstätigkeit durch jüngere Menschen, und das immer frühere Ausscheiden aus der Arbeitswelt durch Ältere. Beide Trends sind international gut dokumentiert, aber noch nicht ausreichend erklärt, und sie wurden bisher nicht in einer vergleichenden Perspektive betrachtet. Josef Ehmer interessiert sich dabei besonders für die Wechselwirkung zwischen drei sich im 19. und 20. Jahrhundert kontinuierlich wandelnden Faktoren: den Strukturen der Arbeitsmärkte; den Präferenzen der Akteure für Arbeit und Freizeit; und den Alternativen zur Erwerbstätigkeit durch Bildungssysteme für Jüngere, Pensionssysteme für Ältere, und Familien- und Hausarbeit für Frauen.
Literatur
Ehmer, Josef. 2010. ‘Discourses on Work and Labour in Fifteenth- and Sixteenth-Century Germany’. In Work in a Modern Society. The German Historical Experience in Comparative Perspective, edited by Jürgen Kocka, 17–36. New York: Berghahn Books.
Ehmer, Josef. , ed. 2011a. Ruhestand. Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 22 (2011). Innsbruck ; Wien [u.a.]: StudienVerl.
Ehmer, Josef. 2011b. ‘Quantifying Mobility in Early Modern Europe. The Challenge of Concepts and Data’. Journal of Global History 6 (02): 327–38.
Ehmer, Josef. 2012. ‘Altersstrukturen im historischen Wandel. Demographische Trends und gesellschaftliche Bewertung’. In Alter(n) anders denken. Kulturelle und biologische Perspektiven, edited by Brigitte Röder, Willemijn de Jong, and Kurt W. Alt, 403–36. Böhlau.
Ehmer, Josef. 2013. Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1800-2010. Vol. 71. Enzyklopädie deutscher Geschichte. München: Oldenbourg.
Ehmer, Josef. 2014. “Attitudes to Work, Class Structures, and Social Change. A Review of Recent Historical Studies.” International Review of Social History 59 (01): 99–117.
Ehmer, Josef, Jens Ehrhardt, and Martin Kohli, ed. 2011. Fertility in the History of the 20th Century. Trends, Theories, Politicies, Discurses/Fertilität in Der Geschichte Des 20. Jahrhunderts. Trends, Theorien, Politik, Diskurse. Special Issue Historical Social Research/Historische Sozialforschung No. 136/HSR Vol. 36 (2011) 2.
Professor Anne Griffiths
University of Edinburgh, Großbritannien
Life Worlds, Gender and Law: The Historical Dimensions of Contemporary Land Tenure in Botswana.
hat den Lehrstuhl für Gesetzesanthropologie am Juristischen Institut der Universität Edinburgh inne. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit Gesetzesanthropologie, vergleichendem Recht, Familienrecht, Afrikanischem Recht, Gender und Kultur sowie mit Grundrechten. Ihr jüngstes Forschungsprojekt befasst sich mit einer Studie der geschlechtsspezifizierten Dynamik der Landpacht in Afrika (2009-2010) und wird durch den Leverhulme Trust gefördert. Im Laufe der Jahre ist sie Gastvereinbarungen mit verschiedenen Institutionen eingegangen, hierunter auch angesehene Gastprofessuren an der Rechtsfakultät der Universität Toronto, beim Max-Planck-Institut für Soziale Anthropologie in Halle/Saale, am Internationalen Institut für Rechtssoziologie, Onati-Gipuzkoa, Sapin, an der Universität von Texas, Juristisches Institut und am Süd- und Ostafrikanischen Regionalzentrum für Frauenrechte der Universität Zimbabwe. Sie war ursprünglich Vorsitzende und ist derzeit Vorstandsmitglied des Ausschusses für Gesetzespluralismus, einer Abteilung der Internationalen Union für Anthropologie und Ethnologie.
Literatur
Griffiths, Anne. 2011a. ‘Delivering Justice. The Changing Gendered Dynamics of Land Tenure in Botswana’. The Journal of Legal Pluralism and Unofficial Law 63: 231–62.
Griffiths, Anne. 2011b. ‘The Changing Dynamics of Customary Land Tenure. Women’s Access to and Control Over Land in Botswana’. Acta Juridica: 83–113.
Griffiths, Anne. 2012a. ‘Legal Pluralism, Justice and Human Rights. Reappraising Law in a Transnational Age’. In The Dynamics of Legal Pluralism in Mozambique, edited by Helene Maria Kyed, João Paulo Borges Coelho, Amélia Neves de Souto, and Sara Araújo, 34–39. Maputo: CESAB; Kapicua.
Griffiths, Anne. 2012b. ‘Pursuing Legal Pluralism. The Power of Paradigms in a Global World’. The Journal of Legal Pluralism and Unofficial Law 64: 173–202.
Griffiths, Anne. 2013a. ‘Managing Expectations. Negotiating Succession Under Plural Legal Orders in Botswana’. In Managing Family Justice in Diverse Societies, edited by Mavis Maclean, 221–46. Oxford [u.a.]: Hart Publ.
Griffiths, Anne. 2013b. ‘Re-Envisioning the Local. Spatiality, Land and Law in Botswana’. International Journal of Law in Context 9 (02): 213–38.
Griffiths, Anne. 2014. “Engaging with the Global. Perspectives on Land from Botswana.” In Framing the Global. Entry Points for Research, edited by Hilary E. Kahn, 112–36. Bloomington, IN: Indiana University Press.
Dr. Ralf Grötker
Wissenschaftsjournalist, Berlin, Deutschland
The Way We Earn: Wage, Inequality and Career Choice
ist Journalist und Wissenschaftsautor für Wirtschaft und Sozialforschung. Er hat Philosophie und Kulturwissenschaften in Bremen, Paris und Köln studiert und wurde an der FU Berlin mit einer Arbeit über die Grenzen der rationalen Rekonstruktion moralischer Anschauungen promoviert.
Für das Wirtschaftsmagazin brand eins, die deutsche Ausgabe des MIT-Journals Technology Review und andere Magazine schreibt er über Dinge wie das Phänomen des klugen Durchschnitts, darüber, wie sich Anhänger der ungezügelten Marktwirtschaft eine Ethik des Kapitalismus vorstellen, oder über die Frage, ob die Verbreitung von freiwilligem Engagement ein Indiz dafür ist, dass Menschen auch ohne Lohn zur Arbeit bereit seien.
Am Kolleg befasst sich Ralf Grötker in drei Teilprojekten mit (a) einer verdienst-basierten Theorie der Verteilungsgerechtigkeit, in der es um das Verhältnis von Lohn und sozialem Beitrag geht; (b) einer mikro-ökonomischen Untersuchung zur Entwicklung von Lohnniveaus am Beispiel des Berufsfelds ‚Journalismus‘; (c ) dem Vorschlag, durch die Ersetzung der Lohn- durch eine Konsumsteuer die Lohnkosten in Deutschland zu reduzieren und dadurch attraktive, derzeit aber nicht rentable Berufe („gute Arbeit“) wieder zugänglich zu machen.
Literatur
Grötker, Ralf. 2007. “Ich hab’ mir das verdient!” brand eins Wirtschaftsmagazin.
http://www.brandeins.de/archiv/2007/koennen/ich-hab-mir-das-verdient.html
Grötker, Ralf. 2008a. “Ungleichheit. Ursachen und Folgen.” In Köpfe und Ideen 2008, edited by Luca Giuliani and Wissenschaftskolleg zu Berlin, 14–21.
Grötker, Ralf. 2008b. “Das Lohn-Dilemma.” brand eins Wirtschaftsmagazin.
http://www.brandeins.de/archiv/2008/mythos-leistung/das-lohn-dilemma.html
Grötker, Ralf. 2009. “Zur Belohnung unbezahlt.” brand eins Wirtschaftsmagazin.
http://www.brandeins.de/archiv/2009/arbeit/zur-belohnung-unbezahlt.html
Grötker, Ralf. 2011. “Wie wir’s verdienen. Einkommensdeterminanten im Freelance-Printjournalismus.” Für und Wieder. Klarheit für Komplexe Themen.
Grötker, Ralf. 2012. “Klarheit für komplexe Themen. Expertenkonsultationen mit Hilfe von Argumentationskarten.” ZPB. Zeitschrift für Politikberatung, no. 2.
Grötker, Ralf. 2013. “Faktencheck: Textil-Boykott.” Debattenprofis. http://www.debattenprofis.de/?p=1330.
Professor Sandrine Kott
Université de Genève, Genf, Schweiz
Travail en Guerre Froide: Circulations, Convergences et Divergences entre Deux Modèles Economiques et Sociaux.
unterrichtet seit 2004 Zeitgenössische Europäische Geschichte an der Universität von Genf. Sie hat in Paris studiert, war Lehrbeauftragte an der Universität von Poitiers und Mitglied des Hochschulinstituts von Frankreich. Sie war bereits in Bielefeld, Berlin, Princeton/New York und Santa Barbara tätig. Ihre Spezialgebiete sind in erster Linie die Geschichte des Sozialschutzes und der Arbeitsgesetzgebung in Frankreich und Deutschland seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts sowie Arbeitsbeziehungen in den Ländern des Realsozialismus, dabei vor allem in der DDR. Seit ihrem Wechsel nach Genf konnte sie dank des Zugriffs auf die Quellen und Archive der Internationalen Verbände und insbesondere der ILO die transnationale bzw. globale Dimension ihrer verschiedenen Spezialgebiete herausarbeiten.
Am IGK wird Sandrine Kott sich mit einem Projekt befassen, das sich genau an der Schnittstelle ihrer drei Hauptthemen befindet: Arbeit im Kalten Krieg, Zirkulationen, Konvergenzen und Divergenzen zwischen zwei Wirtschafts- und Sozialmodellen. Der Schwerpunkt hierbei besteht darin herauszufinden, wie die ILO und andere internationale Verbände von 1947 bis in die 70-er Jahre als ein Raum des Austauschs zwischen den Modernitätsmodellen der fortschrittlichen kapitalistischen Länder und denen des Realsozialismus funktionieren konnten. Somit widmet sie sich in ihrem Projekt einer doppelten Zielsetzung. Vorrangig geht es darum, ausgehend von „Arbeit“ als ihrem hypothetischen Untersuchungsgegenstand die eigentliche Bedeutung des Kalten Krieges und des Eisernen Vorhangs sowie auch die Divergenzen und gleichzeitig auch Übergänge und Konvergenzen zwischen den beiden Teilen der westlichen Welt, die aus ein- und derselben Modernität hervorgegangen sind, zu erforschen. Im Umkehrschluss lassen sich daraus Überlegungen zur strukturierenden Rolle von Erwerbstätigkeit in der westlichen (kapitalistischen ebenso wie sozialistischen) Gesellschaft und zu den in ihr lebenden Menschen ableiten und vertiefen.
Eine vollständige Biographie findet sich auf den Internetseiten der Universität Genf.
Literatur
Kott, Sandrine. 1995. L’Etat social allemand. Représentations et pratiques. Histoire et société. Temps présents. Paris: Belin.
Kott, Sandrine. 1999. L’Allemagne du XIXe siècle. Paris: Hachette.
Kott, Sandrine. 2001. Le communisme au quotidien. Les entreprises d’État dans la société est-allemande. Paris: Belin.
Kott, Sandrine. 2011a. “International Organizations. A Field of Research for a Global History.” Zeithistorische Forschungen. Studies in Contemporary History 8 (3): 445–53.
Kott, Sandrine , ed. 2011b. Une autre approche de la globalisation socio-histoire des organisations internationales (1900-1940) (= Special Issue Critique internationale, N° 52).
Kott, Sandrine. 2012. “The Forced Labor Issue between Human and Social Rights, 1947-1957.” Humanity: An International Journal of Human Rights, Humanitarianism, and Development 3 (3): 321–35. doi:10.1353/hum.2012.0025.
Kott, Sandrine, and Joëlle Droux, ed. 2012. Globalizing Social Rights. The International Labour Organization and Beyond. Basingstoke: Palgrave Macmillan.
Professor Nicole Mayer-Ahuja
Universität Hamburg, Deutschland
Life Cycle Patterns and Transnational Labour Utilisation: Exploring a Missing Link in the IT-Sector and Beyond.
nicole.mayer-ahuja(at)sowi.uni-goettingen.de
ist am Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) an der Universität Göttingen beschäftigt. Sie ist Soziologin und forscht zu Arbeit in historischer und transnationaler Perspektive. Der Fokus richtet sich dabei auf das Spannungsfeld zwischen unternehmerischen Strategien der Kapitalakkumulation und der (wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen) Regulierung der Produktion und Reproduktion von Arbeitskraft. Sie hat zu Massenarbeitslosigkeit in der Weltwirtschaftskrise (1929ff), der Geschichte von Prekarisierung in der Bundesrepublik seit 1973, Arbeitsorganisation bei Internet-Dienstleistern und deutsch-indischer Projektarbeit in der Softwarebranche publiziert.
Am Kolleg will Nicole Mayer-Ahuja ihren Forschungszugriff um eine Lebenslaufperspektive erweitern. Hinter ihrem Projekt steht die Überlegung, dass arbeitssoziologische Untersuchungen meist eine Momentaufnahme darstellen. Speziell die (Re‑)Produktion von Arbeitskraft umfasst jedoch den gesamten Lebenslauf und wirkt sogar darüber hinaus, weil Arbeitskraft nicht nur täglich, sondern auch im Rahmen der Gesamt-Biographie und sogar transgenerational (re‑)produziert wird. Welche kurz‑ oder langfristigen Ziele verbinden Beschäftigte mit ihrer aktuellen Tätigkeit? Welchen Teil ihrer Biographie prägt die Tätigkeit tatsächlich – und was sagt dies über die widersprüchliche Normierung von Erwerbsarbeit aus? Inwiefern erlaubt es eine Tätigkeit, die Arbeitskraft-(Re‑)Produktion mehrerer Generationen zu sichern – ermöglicht sie Familiengründung oder Unterstützung von Alten, oder wird sie durch die ältere Generation „subventioniert“? An welchem Punkt ihrer Biographie treffen Arbeitende aus verschiedenen Weltregionen in transnationalen Konzernen aufeinander – und welche Wechselwirkungen bestehen zwischen dieser Alterskonstellation, Personaleinsatzstrategien und Arbeitskraft-(Re‑)Produktion? Um diese Fragen zu beantworten, muss Arbeitskraftnutzung im Hier und Jetzt in einer längeren Perspektive und mit Blick auf die vielfältige Verschränkung von Lebensläufen interpretiert werden – eine erste Annäherung soll im Rahmen des Fellowships erfolgen.
Weitere Informationen und Veröffentlichungen finden sich unter:
http://www.sofi-goettingen.de/nc/personen/detail/name/nicole-mayer-ahuja/
Literatur
mit Wolfgang Dunkel, und Heidemarie Hanekop, Hrsg. Blick zurück nach vorn. Sekundäranalysen zum Wandel von Arbeit nach dem Fordismus. Frankfurt M. ; New York, NY: Campus, 2019.
„“Normalarbeitsverhältnis”. Ein langer Abschied oder: Zeit für einen neuen Aufbruch?“ In Sozialstaat unter Zugzwang. Zwischen Reform und radikaler Neuorientierung, herausgegeben von A. Doris Baumgartner und Beat Fux, 165–86. Wiesbaden: Springer VS, 2019.
mit Klaus Dörre, Dieter Sauer, und Volker Wittke, Hrsg. Capitalism and Labor. Towards Critical Perspectives. Frankfurt am Main: Campus, 2018.
„Die Globalität unsicherer Arbeit als konzeptionelle Provokation. Zum Zusammenhang zwischen Informalität im ‚Globalen Süden‘ und Prekarität im ‚Globalen Norden‘“. Geschichte und Gesellschaft 43, Nr. 2 (2017): 264–96.
„Everywhere Is Becoming the Same“? Regulating IT-Work between India and Germany. German Writings on India and South Asia. New Delhi: Social Science Press, 2014.
Wieder dienen lernen? Vom westdeutschen „Normalarbeitsverhältnis“ zu prekärer Beschäftigung seit 1973. Berlin: Ed. Sigma, 2003.
Zuletzt aktualisiert: 12. Februar 2020
Professor Prabhu P. Mohapatra
University of Delhi, Indien
Work Labour and Community in the Indian Labour Diaspora in the Carribean: 1838-1920.
unterrichtet Ökonomie- und Sozialgeschichte am Historischen Seminar der Universität Delhi. Er war Forschungsstipendiat und Gastprofessor an mehreren Universitäten: der Yale Universität, der School of Oriental and African Studies in London, den Universitäten von Cambridge, Amsterdam und Leiden, sowie am Maison des Sciences de l'homme in Paris. Seine Forschungsarbeit umfasst Agrargeschichte, transnationale Arbeitsgeschichte, Geschichte der Arbeitsbestimmungen in Südasien, globale Migrationsgeschichte sowie Ökonomie- und Sozialgeschichte im neuzeitlichen Südasien. Seine Veröffentlichungen zu diesen Themen sind in zahlreichen Fachzeitschriften erschienen, so zum Beispiel der International Review of Social History, der Indian Economic and Social History Review und den Studies in History, sowie in mehreren wissenschaftlichen Sammelbänden.
Prabhu Mohapatras Projekt am IGK konzentriert sich auf die Erfahrungen indischer Migranten als sogenannte 'indentured labourers' – Arbeiter unter zumeist sehr restriktiven Vertragsbedingungen – auf den Zuckerplantagen der Karibik im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Fast eine halbe Million indischer Arbeiter wurde in die karibischen Kolonien verschifft, um dort auf den ehemaligen Sklavenplantagen zu arbeiten. Das Forschungsziel dieses Projektes ist es darzustellen, wie sich die Erfahrung als 'indentured labourer' auf jeweils drei Achsen im Lebenszyklus des Einzelnen auswirkten, wie der Prozess einer Gemeinschaftsbildung funktionierte und welche Folgen die Verlagerungen innerhalb des Arbeitssystems hatten. Das Projekt versteht sich als theoretischer Gegenentwurf zu den vorherrschenden Paradigmen der Migrationsforschung und setzt sich mit den Problemen auseinander, die durch die Interaktion des menschlichen Lebenslaufs mit dem System der 'indentured labour' entstehen, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Hierdurch entstünde eine fruchtbare Alternative zu der bis dato obligatorischen Verknüpfung von freier/unfreier Arbeit und kultureller Persistenz/kultureller Assimilation; eine Dichotomie, die charakteristisch ist für die Migrationsforschung. Als methodologischer Ansatz ist das Lebenslauf-Konzept ebenso hilfreich beim Verständnis sowohl der strukturellen Replikation als auch der strukturellen Transformation, die die Erfahrung eines vertraglich gebundenen ('indentured') Arbeitsmigranten ausmachten.
Literatur
mit Chitra Joshi, und Rana P. Behal. „Dialogues across Borders. Marcel van Der Linden and the Association of Indian Labour Historians (AILH)“. In On the Road to Global Labour History. A Festschrift for Marcel van der Linden, herausgegeben von Karl Heinz Roth. Leiden: Brill, 2017.
„Regulated Informality. Legal Constructions of Labour Relations in Colonial India 1814-1926“. In Global Histories of Work, herausgegeben von Andreas Eckert, 215–38. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, 2016.
„Les contradictions des contrats. Les origines des relations du travail dans l’Inde Coloniale du XIXe siècle“. In Le travail contraint en Asie et en Europe. XVII-XXe siècles, herausgegeben von Alessandro Stanziani, übersetzt von Fabrice Neumann, 5–34. Paris: Éditions de la Maison de sciences de l’homme, 2010.
mit Marcel van der Linden, Hrsg. Labour Matters. Towards Global Histories. Studies in Honour of Sabyasachi Bhattacharya. Delhi: Tulika Books, 2009.
„‚Following Custom‘? Representations of Community among Indian Immigrant Labour in the West Indies, 1880–1920“. International Review of Social History 51, Nr. S14 (2006): 173–202.
„The Hosay Massacre of 1884. Class and Community Among Indian Immigrant Labourers in Trinidad“. In Work and Social Change in Asia. Essays in Honour of Jan Breman, herausgegeben von Arvind N. Das und Marcel van der Linden, 187–230. New Delhi: Manohar, 2003.
mit Rana P. Behal. „‘Tea and Money versus Human Life.’ The Rise and Fall of the Indenture System in the Assam Tea Plantations 1840–1908“. Journal of Peasant Studies 19, Nr. 3–4 (1992): 142–72.
Zuletzt aktualisiert: 24. Oktober 2017
Professor Lutz Raphael
Universität Trier, Deutschland
Transformations of Industrial Labour in Western Europe: Intergenerational Changes of Life Cycles, Occupation and Mobility in Western Europe in 1970 to 1990. A Comparative Study.
ist seit 1996 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Trier, er war mehrfach Gastprofessor an der EHESS und der Universität Paris VII- Denis Didérot. Er ist Mitglied im Arbeitskreis für moderne Sozialgeschichte und in der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats.
Am Kolleg forscht Lutz Raphael zu den Auswirkungen der Umbrüche in den westeuropäischen Industrien auf die Arbeiterschaft, nach Veränderungen in generationsspezifischen Mustern von Berufsbiographien, Aufstiegschancen und Klassenzugehörigkeit zwischen 1975 und 2000. Untersucht wird dabei auch der Wandel kultureller und politischer (Selbst-) Repräsentationen in den drei Vergleichsländern Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien und Frankreich.
Literatur
Raphael, Lutz. 2010. Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme: Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München: Beck.
Raphael, Lutz. 2011a. “‚Experiments in Modernization‘. Social and Economic History in Europe and the United States, 1880-1940.” In The Oxford History of Historical Writing, 1800-1945, edited by Stuart Macintyre, Juan Maiguashca, and Attila Pók, 4:98–114. Oxford: Oxford University Press.
Raphael, Lutz. 2011b. Imperiale Gestalt und mobilisierte Nation. Europa 1914 - 1945. München: Beck.
Raphael, Lutz. 2012a. “Zwischen Duldung, Einbürgerung Und Privileg. Die Zugehörigkeitsrechte Fremder in Der Europäischen Rechts - Und Sozialgeschichte Der Neuzeit.” Zeitschrift Der Savigny-Stiftung Für Rechtsgeschichte: Germanistische Abteilung, no. 129: 183–213.
Raphael, Lutz. 2012b. “Transformations of Industrial Labour in Western Europe. Intergenerational Change of Life Cycles, Occupation and Mobility 1970-2000.” German History 30 (1): 100–119.
Raphael, Lutz. 2014. “Flexible Anpassungen und prekäre Sicherheiten. Industriearbeit(er) nach dem Boom.” In Die Anfänge der Gegenwart. Umbrüche in Westeuropa nach dem Boom, edited by Morten Reitmayer and Thomas Schlemmer, 51–64. München: Oldenbourg.
Raphael, Lutz, and Christof Dipper. 2011. “«Raum» in Der Europäischen Geschichte. Einleitung.” Journal of Modern European History 9 (1): 27–41.
Professor David Warren Sabean
University of California Los Angeles, USA
Work, Professionalism and Kinship Networks.
ist Henry J. Bruman Professor für Deutsche Geschichte an der University of California in Los Angeles. Er ist Absolvent der Universität Wisconsin, wo er bei George Mosse studiert hat. Sabean unterrichtete an der University of East Anglia, an der Universität Pittsburgh und an der Cornell-Universität und war Stipendiat des Max-Planck-Instituts für Geschichte in Göttingen, der Maison des Sciences de l’Homme, des Wissenschaftskollegs zu Berlin, der Amerikanischen Akademie in Berlin und des Nationalen Geisteswissenschaftszentrums in North Carolina. Er war Träger des Forschungspreises der Alexander von Humboldt-Stiftung und ist Stipendiat der Amerikanischen Akademie für Künste und Wissenschaften.
David Warren Sabean beschäftigt sich seit Ende der 70-er Jahre mit Themen rund um Arbeit und menschliche Werdegänge. In seiner frühen Forschung konzentrierte er sich auf Dorfstrukturen und Leben im ländlichen Raum. So untersuchte er im ersten Band seiner dem württembergischen Dorf Neckarhausen gewidmeten Studie berufliche Veränderungen innerhalb eines Lebenslaufes, dabei teilweise in ihrer Funktion als Hebel zur Akkumulation von Besitztümern. Er analysierte auch die Stellung von Arbeit im Kontext des familiären Lebenszyklus unter besonderer Berücksichtigung von (zwischen Eheleuten und Generationen ausgetragenen) familiären Konflikten. Es gelingt ihm, hervorzuheben, wie neue landwirtschaftliche Produktionsformen die geschlechtliche Arbeitsaufteilung verändern und die Stressmomente innerhalb der Familie neu verteilt haben. Sein besonderes Augenmerk gilt dabei den typischen Mustern von Trennung und Scheidung, sofern sie aus den produktiven Tätigkeiten von Landwirtschaft und Handwerk betreibenden Familien resultieren und während der Ehe auftreten. Er geht auf Arbeitsrhythmen und nähere Details der Arbeitsprozesse ein, sofern sie von den verschiedenen Angehörigen einer Familie je nach ihrem Alter, Rang und Geschlecht ausgeübt werden.
Die Dorfstudie erwies sich als ein geeigneter Rahmen, um die Veränderungen innerhalb der verwandtschaftlichen Beziehungen während des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts für sämtliche Besitztümer vewaltende Personnegruppen herauszustellen. In der Schlussfolgerung der Studie Kinship in Neckarhausen, 1700-1870 widmet er sich vorrangig den deutschen Mittelschichtsklassen während des neunzehnten Jahrhunderts. In seiner bisherigen Arbeit ging er stets von drei Bereichen der Vergleichenden Sozialgeschichte aus, die er gerne im Zeitraum 2010-11 durch die Untersuchung von deutschen Mittelschichtslebensläufen aus dem neunzehnten Jahrhundert vertiefen möchte. Er wird sich dabei folgenden Punkten widmen: Bedeutung und Nutzen von verwandtschaftlichen Netzwerken im Laufe des Lebens, Selbstdefinition über die Arbeit als Karrieremuster und Quelle der beruflichen Identität, internationale Aufstellung deutscher Familien während des neunzehnten Jahrhunderts und Rollenaufteilung bei der Arbeit.
Literatur
mit Christopher Howard Johnson, Hrsg. Blood and Kinship. Matter for Metaphor from Ancient Rome to the Present. New York, NY: Berghahn, 2013.
mit David Martin Luebke, Jared Poley, und Daniel C. Ryan, Hrsg. Conversion and the Politics of Religion in Early Modern Germany. New York, NY: Berghahn, 2012.
mit Malina Stefanovska, Hrsg. Space and Self in Early Modern European Cultures. Toronto: University of Toronto Press, 2012.
mit Christopher H Johnson, Hrsg. Sibling Relations and the Transformations of European Kinship, 1300-1900. New York, NY: Berghahn, 2011.
mit Simon Teuscher, und Jon Mathieu, Hrsg. Kinship in Europe. Approaches to Long-Term Development (1300-1900). New York, NY: Berghahn, 2010.
Kinship in Neckarhausen, 1700-1870. Cambridge: Cambridge University Press, 1998.
Property, Production, and Family in Neckarhausen, 1700-1870. Cambridge: Cambridge University Press, 1990.
Dr. Mani Shekhar Singh
Jindal Global Law School, Delhi, Indien
Life, Work, and Aesthetic Production: Making of Art in Mithila, India.
hat sich ausgiebig mit dem Thema Kunst und visuelle Kultur beschäftigt. Seine Nachforschungen über die bildhaften Praktiken der Malerinnen der Region Mithila in der östlichen Region Indiens mündeten in eine Doktorarbeit mit dem Titel Folk Art, Identity and Performance: A Sociological Study of Maithil Painting an der Fakultät für Soziologie am Wirtschaftsinstitut Delhi der Universität Delhi. Er unterrichtete an der Neuen Schule für Sozialforschung, New York, und an der Fakultät für Soziologie der Universität Delhi. Er hat in verschiedenen herausgegebenen Sammelbänden und Zeitschriften veröffentlicht und erhielt mehrere Stipendien und Preise, darunter auch „Directeur d’Etudes Associé“, Stiftung Maison des Sciences de l’Homme, Paris (2010), das New India Foundation-Stipendium (2008-2009), das Rockefeller-Stipendium an der Johns Hopkins Universität in Baltimore (2005-6), India Foundation for the Arts-Stipendium (2002-2004), sowie Stipendien der Volkswagen-Stiftung und der Universität Heidelberg (2002-2003). Derzeit arbeitet er an seinem Buch mit dem Titel Changing with Times: Mithila Artists and Their Pictorial Practice. Sein Forschungsinteresse umfasst visuelle Anthropologie, Volksmalerei, politische Cartoons und Poster sowie naive Kunst.
Sein derzeitiges Forschungsprojekt über Künstlerinnen im ländlichen ostindischen Raum hinterfragt die konventionellen Unterscheidungen, die für wirtschaftliche Arbeit, den Bereich der rituellen oder kulturellen Prozesse und ästhetische Produktion gelten. Hierin werden in der Ikonographie erfolgte Veränderungen thematisiert: Produktionstechniken und Arbeitsrhythmen, Familien-/Kastenorganisation der Arbeit und häusliche Arbeitsräume, dem Übergang vom häuslichen Lernen zum Lernen an offiziellen pädagogischen Einrichtungen sowie Politiken der Repräsentation und Bedeutung, da Kunstobjekte eine Verbreitung an ganz unterschiedlichen Standorten erfahren: in rituellen und nicht-rituellen ebenso wie in häuslichen und öffentlichen Räumen (wie z.B. Museen und Ausstellungen). All diese Themen gehen seit Beginn der 70-er Jahre zunehmend mit staatlicher Förderung und Eingliederung der künstlerischen Produktion in nationale und globale hauptstädtische Kunstmärkte einher.
Literatur
Folk Art Enters the World. Maithil Painting from Village to Nation and Beyond. Delhi: Oxford University Press, forthcoming.
„Making Claims to Tradition. Poetics and Politics in the Works of Young Maithil Painters“. In Wording the World. Veena Das and Scenes of Inheritance, herausgegeben von Roma Chatterji, 318–46. New York, NY: Fordham University Press, 2015.
„Tradition, Pictorial Convention, Personal Trait. Poetics of Composition in Maithil Painting (India)“. In Rituals in an Unstable World. Contingency- Hybridity- Embodiment, herausgegeben von Alexander Henn und Klaus-Peter Köpping, 67–104. Frankfurt am Main: Peter Lang, 2008.
„Maithil Painting as an Emergent Art Form“. Indian Horizons 54 (2007): 27–50.
mit Santosh Kumar Das, und Kamala Visweswaran. Santosh Kumar Das, the Gujarat Series. An Introduction. Austin, TX: South Asia Institute, University of Texas at Austin, 2006.
„A Journey into Pictorial Space. Poetics of Frame and Field in Maithil Painting“. Contributions to Indian Sociology 34, Nr. 3 (2000): 409–42.
„SUZANNE LEWIS, The Rhetoric of Power in the Bayeux Tapestry, Cambridge, Cambridge University Press, 1999, Pp. 169.“ Indian Economic & Social History Review 37, Nr. 2 (2000): 244–45.
„Folk Art, Identity and Performance: A Sociological Study of Maithil Painting“. PhD dissertation, University of Delhi, 1999.