Fellows 2011/2012
Professor Erdmute Alber
Universität Bayreuth, Deutschland
Transnational Care and the Transformations of Intergenerational Relations.
erdmute.alber(at)uni-bayreuth.de
ist Professorin für Sozialanthropologie an der Universität Bayreuth. Die beiden Arbeitsschwerpunkte in Lehre und Forschung ihres Lehrstuhls sind die politische Anthropologie und die Verwandtschaftsethnologie. Gegenwärtig geht es Erdmute Alber darum, die Überlappungen beider Bereiche neu zu konzeptionalisieren und damit hinter die „alte“ Ausdifferenzierung der Politikanthropologie aus der Verwandtschaftsethnologie zurückzugehen, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts begann. Albers langjährigen eigenen Forschungen befassten sich mit den Politiken und Praktiken der Kindspflegschaft in Westafrika, mit Macht und Herrschaft in Westafrika, intergenerationellen Beziehungen sowie mit den sich wandelnden Familienbeziehungen in Afrika. Zusammen mit KollegInnen gründete sie die Bayreuth International Graduate School of African Studies (BIGSAS).
In dem gemeinsam mit Heike Drotbohm durchgeführten Projekt „Transnational Care and the Transformations of Inter-Generational Relations” interessieren sie sich für die Frage, inwieweit die lokale, regionale oder interkontinentale Mobilität von Hausangestellten, Pflegekräften oder Nannies die Generationenbeziehungen verändern – sowohl die der mobilen Arbeitskräfte als auch die ihrer Arbeitgeber. Das Hauptziel dieses Projekts ist die vergleichende Betrachtung von global care chains aus afrikanischer und lateinamerikanischer Perspektive, um damit einen theoriebasierten Forschungsansatz zu entwickeln.
Literatur
Transfers of Belonging. A Social History of Child Fostering in West Africa. Boston, MA: Brill, 2018.
mit Tatjana Thelen, Hrsg. Reconnecting State and Kinship. Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press, 2018.
mit Heike Drotbohm, Hrsg. Anthropological Perspectives on Care. Work, Kinship and the Life Course. New York, NY: Palgrave Macmillan, 2015.
Soziale Elternschaft im Wandel. Kindheit, Verwandtschaft und Zugehörigkeit in Westafrika. Berlin: Reimer, 2014.
mit Cati Coe, und Tatjana Thelen, Hrsg. The Anthropology of Sibling Relations. Shared Parentage, Experience, and Exchange. New York, NY: Palgrave Macmillan, 2013.
mit Jeannett Martin, und Catrien Notermans, Hrsg. Child Fostering in West Africa. New Perspectives on Theory and Practices. Leiden: Brill, 2013.
„Schooling or Working? How Family Decision Processes, Children’s Agencies and State Policy Influence the Life Path of Children in Northern Benin“. In African Children at Work. Working and Learning in Growing up for Life, herausgegeben von Gerd Spittler und Michael Bourdillon, 169–94. Berlin: LIT Verlag, 2012.
Im Gewand von Herrschaft. Modalitäten der Macht im Borgou (Nord-Benin), 1900-1995. Köln: R. Köppe, 2000.
Zuletzt aktualisiert: 17. April 2018
Professor Eric Allina
University of Ottawa, Kanada
History of Socialist Era Mozambican Labor Migration to the GDR.
ist Professor an der Historischen Fakultät der Universität von Ottawa, wo er Kurse in afrikanischer Geschichte, Geschichte der Sklaverei und historischer Methodik unterrichtet. Ein Großteil seiner bisherigen Forschungsarbeit hatte die Geschichte der Kolonialherrschaft in Mosambik zum Gegenstand, mit besonderem Fokus auf das Verhältnis zwischen Gesetz und Gewalt, der Interaktion zwischen kolonialen und landeseigenen Praktiken der Subordination, sowie den Formen staatlicher Machtausübung.
Am IGK wird Eric Allina an einem Projekt mit dem Titel "Tracing African History in the Shadow of the Berlin Wall: Mozambican Workers in East Germany" (Spuren afrikanischer Geschichte im Schatten der Berliner Mauer: Arbeiter aus Mosambik in der DDR) arbeiten. Hervorgegangen ist dieses Projekt aus früheren Recherchen, die Allina zu dem Thema der panafrikanischen Identität unter afrikanischen Studenten im sowjetischen und post-sowjetischen Moskau durchführte. Das Projekt untersucht die Beziehung zwischen Mosambik und Ostdeutschland von 1960 bis 1990 und konzentriert sich insbesondere auf die Migration von Arbeitskräften aus Mosambik in die DDR. Diese Geschichte der internen Dynamik und externen Verknüpfung einer afrikanischen Gesellschaft zeigt auf, wie Arbeiter versuchten, sich selbst und ihren Platz in der Welt neu zu erfinden, sich aus alten imperialistischen Mustern zu lösen und Verbindungen innerhalb neuer transnationaler Netzwerke zu knüpfen. Sie bedienten sich dabei einer althergebrachten Tradition – der Migration junger Arbeit suchender Männer und Frauen in teils große Entfernung mit dem Ziel, persönliches Wachstum und kollektive Solidarität zu fördern. Auf diesem Wege versuchten einzelne Angehörige des Staates sowie auch der Staat Mosambik selbst, neue Identitätsmodelle und einen neuen Bürgertypus in der postkolonialen Ära zu schaffen. Anhand der Nachverfolgung der geschichtlichen Verbindung zwischen Mosambik und Ostdeutschland soll deutlich werden, wie sowohl Staat als auch Individuum die Konzepte Nationalismus, Sozialismus, Internationalismus und Entwicklungsmodernismus als einen Weg sahen, eine neue, gerechte öffentliche Ordnung zu schaffen. Darüber hinaus will das Projekt erforschen, wie die einzelnen Arbeiter aus Mosambik diese geschichtlichen Phänomene interpretierten und für sich neu gestalteten.
Literatur
„Between Sozialismus and Socialismo. African Workers and Public Authority in the German Democratic Republic“. In Work out of Place, herausgegeben von Mahua Sarkar, 77–100. Berlin: De Gruyter, 2018.
„‚Neue Menschen‘ für Mosambik. Erwartungen an und Realität von Vertragsarbeit in der DDR der 1980er-Jahre“. Übersetzt von Helmut Ettinger. Arbeit - Bewegung - Geschichte 15, Nr. 2016/III (2016): 65–84.
„‘Captive to Civilisation.’ Law, Labor Mobility, and Violence in Colonial Mozambique”. In Mobility Makes States. Migration and Power in Africa, herausgegeben von Darshan Vigneswaran und Joel Quirk, 59–78. Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press, 2015.
„Modern Slavery and Latter-Day Pawns Under Colonial Rule in Central Mozambique”. In Slavery, Migration and Contemporary Bondage in Africa, herausgegeben von Joel Quirk und Darshan Vigneswaran, 37–64. Trenton, NJ: Africa World Press, 2013.
Slavery by Any Other Name. African Life Under Company Rule in Colonial Mozambique. Charlottesville, VA: University of Virginia Press, 2012.
„‘No Real Freedom for the Natives.’ The Men in the Middle and Critiques of Colonial Labor in Central Mozambique”. Humanity 3, Nr. 3 (2012): 337–59.
„The Zimba, the Portuguese, and Other Cannibals in Late Sixteenth-Century Southeast Africa”. Journal of Southern African Studies 37, Nr. 2 (2011): 211–27.
„‘Fallacious Mirrors.’ Colonial Anxiety and Images of African Labor in Mozambique, ca. 1929”. History in Africa 24 (1997): 9–52.
„Resistance and the Social History of Africa”. Journal of Social History 37, Nr. 1 (2003): 187–98.
PD Dr. Heike Drotbohm
Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg, Deutschland
Transnational Care and the Transformations of Intergenerational Relations.
lehrt Ethnologie an der Universität Freiburg. In ihrer Arbeit befasst sie sich mit transnationaler Ethnologie unter besonderer Beachtung der historischen Entwicklung und der gegenwärtigen Aushandlung sozialer Ordnung in afroatlantischen Gesellschaften. Ihre Doktorarbeit behandelte haitianischen Geisterglauben, seine Veränderungen in der haitianischen Diaspora Kanadas sowie wechselbare soziale und religiöse Loyalitäten. In einer daran anschließenden Forschung verlagerte sie den Blick nach Kap Verde und behandelte hier das Zusammenspiel zwischen grenzüberschreitender Mobilität, sozialer Verbindlichkeit und moralischen Erwägungen, das sowohl den Zusammenhalt als auch Distanzsetzungen in transnationalen Netzwerken kennzeichnet.
In dem gemeinsam mit Erdmute Alber durchgeführten Projekt "Transnational Care and the Transformations of Inter-Generational Relations" interessieren sie sich für die Frage, inwieweit die lokale, regionale oder interkontinentale Mobilität von Hausangestellten, Pflegekräften oder Nannies die Generationenbeziehungen verändern – sowohl die der mobilen Arbeitskräfte als auch die ihrer Arbeitgeber. Das Hauptziel dieses Projekts ist die vergleichende Betrachtung von 'global care chains' aus afrikanischer und lateinamerikanischer Perspektive, um damit einen theoriebasierten Forschungsansatz zu entwickeln.
Literatur
mit Ines Hasselberg, Hrsg. Deportation, Anxiety, Justice. New Ethnographic Perspectives. London: Routledge, 2017.
„How to Extract Hope from Papers? Classificatory Performances and Social Networking in Cape Verdean Visa Applications“. In Hope and Uncertainty in Contemporary African Migration, herausgegeben von Nauja Kleist und Dorte Thorsen, 21–39. New York, NY: Routledge, 2017.
„The Reversal of Migratory Family Lives. A Cape Verdean Perspective on Gender and Sociality Pre- and Post-Deportation“. Journal of Ethnic and Migration Studies 41, Nr. 4 (2015): 653–70.
mit Erdmute Alber, Hrsg. Anthropological Perspectives on Care. Work, Kinship and the Life Course. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2015.
mit Boris Nieswand, Hrsg. Kultur, Gesellschaft, Migration. Die reflexive Wende in der Migrationsforschung. Wiesbaden: Springer VS, 2014.
„The Promises of Co-Mothering and the Perils of Detachment. A Comparison of Local and Transnational Cape Verdean Child Fosterage“. In Child Fostering in West Africa. New Perspectives on Theory and Practices, herausgegeben von Erdmute Alber, Jeannett Martin, und Catrien Notermans, 217–45. Boston: Brill, 2013.
„“It’s Like Belonging to a Place That Has Never Been Yours.” Deportees Negotiating Involuntary Immobility and Conditions of Return in Cape Verde“. In Migrations. Interdisciplinary Perspectives, herausgegeben von Michi Messer, Renee Schroeder, und Ruth Wodak, 129–40. Wien: Springer, 2012.
„Kreolische Konfigurationen der Rückkehr zwischen Zwang und Zuflucht. Die Bedeutung von Heimatbesuchen in Kap Verde“. Zeitschrift für Ethnologie, Nr. 136 (2011): 311–30.
Zuletzt aktualisiert: 17. April 2018
Professor Henrique Espada Lima
Universidade Federal de Santa Catarina, Brasilien
African Trajectories in Southern Brazil: Life Cycles, Generational Transits, and Survival Strategies between Slavery and Freedom (Nineteenth Century).
ist Professor an der Historischen Fakultät der Universität von Santa Catarina in Brasilien, wo er sich der Lehre, der Betreuung von Dissertationen und der Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Historiographie und zeitgenössischen Arbeitsgeschichte widmet.
Seine erste akademische Ausbildung erhielt er auf dem Gebiet der Psychologie, erwarb sodann 1993 einen Magistergrad in Literaturwissenschaft an der Universität von Santa Catarina und 1999 einen Doktorgrad in Geschichte an der Universität von Campinas. Seine Forschungsarbeit umfasst zeitgenössische Historiographie und Mikrogeschichte, sowie Arbeitsgeschichte mit besonderem Fokus auf das Leben ehemaliger Sklavenarbeiter im Brasilien des 19. Jahrhunderts. Von 2007 bis 2010 koordinierte er das brasilianische akademische Netzwerk für Historiker mit dem Spezialgebiet Arbeitsgeschichte.
Sein Projekt am Kolleg konzentriert sich auf die Rekonstruktion der Lebenswege von befreiten afrikanischen Sklavenarbeitern - Einzelpersonen, Familien und Gruppen - und ihrer Nachkommen auf der Insel Santa Catarina in Südbrasilien. Dies geschieht unter anderem durch intensive Sichtung fortlaufender Unterlagen und Urkunden, sowohl notarieller als auch kirchlicher Provenienz, sowie von Dokumenten aus dem zivilrechtlichen und kriminalistischen Bereich und gerichtlichen Bestandsaufnahmen nach Todesfällen. Teil der Forschungsarbeit wird es sein, diese Lebenswege zu untersuchen und zu rekonstruieren, wobei das Hauptinteresse den zahlreichen Strategien und Planungsprozessen gelten wird, auf welche diese Männer und Frauen zurückgegriffen haben, um sich aus der Sklaverei zu befreien und um der von ihnen erkämpften "Freiheit" Bedeutung und Inhalt zu verleihen.
Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den Übergängen von einer Generation zur nächsten gelten, sowie den unterschiedlichen Möglichkeiten, die dem Einzelnen und den Familien zur Verfügung standen, um Arbeits- und Freiheitsstrukturen während der wechselnden Phasen im jeweiligen Lebenszyklus aufzubauen. Die Forschung wird in etwa den Zeitraum zwischen 1830 und 1900 umfassen und sich auf den langfristigen Prozess der Disaggregation des brasilianischen Sklavensystems konzentrieren sowie auf das erste Jahrzehnt nach der Emanzipation, die 1888 stattfand.
Schließlich soll – durch einen mikrogeschichtlichen Ansatz – ein weitgefasster Fragenkatalog diskutiert werden, der seinen Fokus hauptsächlich auf die verschwommenen Grenzen zwischen "Sklaverei" und "Freiheit" richtet. Inspiriert wird dieser Themenansatz durch die bedeutende und stetig wachsende wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Arbeitsgeschichte in einer globalen und transnationalen Perspektive.
Literatur
„Wages of Intimacy. Domestic Workers Disputing Wages in the Higher Courts of Nineteenth-Century Brazil“. International Labor and Working-Class History 88 (2015): 11–29.
mit Alexandre Fortes, Regina Célia Lima Xavier, und Silvia Regina Ferraz Petersen, Hrsg. Cruzando Fronteiras. Novos olhares sobre a história do trabalho. São Paulo, SP: Editora Fundação Perseu Abramo, 2013.
„Unpayable Debts. Reinventing Bonded Labour through Legal Freedom in Nineteenth-Century Brazil“. In Debt and Slavery in the Mediterranean and Atlantic Worlds, herausgegeben von Gwyn Campbell und Alessandro Stanziani, 123–31. London: Pickering & Chatto, 2013.
„What Can We Find in Augusto’s Trunk? About Little Things and Global Labor History“. Workers of the World 1, Nr. 3 (2013): 139–57.
„A família de Maria do Espírito Santo e Luís de Miranda Ribeiro. ‚Agências e artes‘ de libertos e seus descendentes no Desterro do século XIX“. In Escravidão e liberdade. Temas, problemas e perspectivas de análise, herausgegeben von Regina Célia Lima Xavier, 383–414. São Paulo, SP: Alameda, 2012.
„Micro-história“. In Novos Domínios da História, herausgegeben von Ronaldo Vainfas und Ciro Flamarion Cardoso, 207–23. Rio de Janeiro, RJ: Elsevier, 2012.
„Freedom, Precariousness, and the Law. Freed Persons Contracting out Their Labour in Nineteenth-Century Brazil“. International Review of Social History 54 (2009): 391–416.
A micro-história italiana. Escalas, indícios e singularidades. Rio de Janeiro, RJ: Civilização Brasileira, 2006.
Zuletzt aktualisiert: 25. Juli 2016
Professor Martin Allen Klein
University of Toronto, Kanada
Transformations of Slavery in West Africa.
ist emeritierter Professor an der Universität von Toronto, wo er einen Lehrstuhl für Afrikanische Geschichte innehatte. Während der letzten vierzig Jahre hat er einen Großteil seiner Zeit damit verbracht, die Geschichte der Sklaverei und des Sklavenhandels innerhalb Afrikas zu erforschen. In letzter Zeit konzentriert er sich in seiner Forschungsarbeit hauptsächlich auf die Suche nach afrikanischen Quellen zur Geschichte der Sklaverei und des Sklavenhandels und ist darum bemüht, das Phänomen der Sklaverei in einen weitgefassten komparativen Kontext zu stellen.
Sein Projekt am Institut umfasst eine komparative Studie der Sklaverei in Westafrika. Es soll dabei von zwei Fragestellungen Ausgang genommen werden: zum Ersten, welche unterschiedlichen Formen der Sklaverei sich in den Städten und Fabriken herausbildeten, die dem Sklavenhandel und dem darauf aufbauenden Rohstoffhandel dienten, und zum Zweiten, wie der Konflikt um die Kontrolle der Arbeitskräfte nach Beginn des Emanzipationsprozesses die Lebensgestaltungsmöglichkeiten ehemaliger Sklaven beeinflusste.
Literatur
mit Alice Bellagamba, und Sandra E. Greene, Hrsg. Looking for the Tracks. Trenton, NJ: Africa World Press, im Erscheinen.
mit Alice Bellagamba, und Sandra E. Greene, Hrsg. African Voices on Slavery and the Slave Trade. New York, NY: Cambridge University Press, 2013.
mit Alice Bellagamba, und Sandra E. Greene, Hrsg. The Bitter Legacy. African Slavery Past and Present. Princeton, NJ: Markus Wiener, 2013.
„Slaves and Soldiers in the Western Soudan and French West Africa“. Canadian Journal of African Studies/La Revue canadienne des études africaines 45, Nr. 3 (2011): 565–87.
„The Slave Trade and Decentralized Societies“. The Journal of African History 42, Nr. 1 (2001): 49–65.
mit Suzanne Miers, Hrsg. Slavery and Colonial Rule in Africa. Portland, OR: Frank Cass, 1999.
Slavery and Colonial Rule in French West Africa. Cambridge: Cambridge University Press, 1998.
Peasants in Africa. Historical and Contemporary Perspectives, Hrsg. Beverly Hills, CA: Sage, 1980.
Islam and Imperialism in Senegal. Sine-Saloum, 1847-1914. Stanford, CA: Stanford University Press, 1968.
Zuletzt aktualisiert: 25. Juli 2016
Professor Thomas Mergel
Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
Die Sozialfigur des Rentiers und das Verhältnis des Bürgertums zur Arbeit im Europa des 19. Jahrhunderts.
thomas.mergel(at)geschichte.hu-berlin.de
ist seit 2008 Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Humboldt-Universität zu Berlin; zuvor war er Professor für Neuere Geschichte an der Universität Basel. Er war Gastprofessor an der University of Chicago und der Karls-Universität Prag. Seine Forschungen umfassen die Sozialgeschichte, besonders die Stadt- und Bürgertumsgeschichte des 19. Jahrhunderts, die Geschichte von politischer Kultur und politischer Kommunikation v.a. im 20. Jahrhundert sowie Fragen von Theorie und Historiographiegeschichte. Er ist Mitglied der Kommission für die Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien.
Am Kolleg forscht Thomas Mergel in westeuropäischer Perspektive über eine bisher vernachlässigte Gruppe des Bürgertums im 19. Jahrhundert: Bürger, die nicht arbeiteten; sie passen nicht zum Diktum von Jean Jaurès: „Das Bürgertum ist eine Klasse, die arbeitet“. Die Rentiers (auch: Privatiers, Particuliers), die v.a. in der ersten Phase der Industrialisierung häufig sehr schnell reich wurden und sich schon in jungen Jahren zur Ruhe setzten, stellen eine wichtige Gruppe im Bürgertum deshalb dar, weil sie abkömmlich waren und wichtige Funktionen im Vereinswesen und der bürgerlichen Politik wahrnehmen konnten. Im Zusammenhang damit möchte Mergel die Frage nach der bürgerlichen Arbeitsethik neu stellen: Wie viel haben die Bürger gearbeitet? Was verstanden sie unter Arbeit, und welchen Wert hatte bei ihnen Müßiggang?
Literatur
„Stressgesellschaften. Europäische Städte im Ersten Weltkrieg“. Geschichte in Köln 61, Nr. 1 (2014): 185–206.
„Zeit des Streits. Die siebziger Jahre in der Bundesrepublik als eine Periode des Konflikts“. In Geschichte denken. Perspektiven auf die Geschichtsschreibung heute, herausgegeben von Michael Wildt, 224–43. Göttingen: Vandenhoeck + Ruprecht, 2014.
mit Nicolas Patin. „Introduction. La question d’une « voie particulière » du parlementarisme allemand“. Parlement[s], Revue d’histoire politique, Nr. 21 (2014): 13–21.
mit Christiane Reinecke, Hrsg. Das Soziale ordnen. Sozialwissenschaften und gesellschaftliche Ungleichheit im 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Campus, 2012.
mit Pascal Maeder, und Barbara Lüthi, Hrsg. Wozu noch Sozialgeschichte? Eine Disziplin im Umbruch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012.
Krisen verstehen. Historische und kulturwissenschaftliche Annäherungen, Hrsg. Frankfurt am Main: Campus, 2012.
„Dictatorship and Democracy, 1918-1939“. In The Oxford Handbook of Modern German History, herausgegeben von Helmut Walser Smith, 423–52. Oxford: Oxford University Press, 2011.
„Europe as Leisure Time Communication. Tourism and Transnational Interaction since 1945“. In Conflicted Memories. Europeanizing Contemporary Histories, herausgegeben von Konrad H. Jarausch, Thomas Lindenberger, und Annelie Ramsbrock, 133–53. New York, NY: Berghahn, 2011.
„The Kaiserreich as a Society of Migration“. In Imperial Germany Revisited. Continuing Debates and New Perspectives, herausgegeben von Cornelius Torp und Sven Oliver Müller, 267–80. New York, NY: Berghahn, 2011.
Zuletzt aktualisiert: 25. Juli 2016
Professor Jamie Monson
Michigan State University, USA
Building a Construction Generation: Labor, Life Cycle and Technology Transfer in a Chinese Development Project in Africa, 1968-1986.
Jamie Monsons Spezialgebiet ist die Geschichte der chinesisch-afrikanischen Beziehungen während des Kalten Krieges. Ihre neueste Forschungsarbeit untersucht das Verhältnis zwischen Arbeit, Arbeiterbewusstsein und Arbeitergenerationen in der Geschichte chinesischer Entwicklungshilfeprojekte in Afrika. Ihr besonderes Interesse gilt dabei der Sozialgeschichte der Eisenbahntechnologie, der technischen Ausbildung, sowie der Rolle des Ingenieurs in transnationalen Arbeitsverhältnissen.
Professor Monson ist zur Zeit Mitglied des Macalester College in St. Paul, im Bundesstaat Minnesota, USA. Sie war bereits Forschungsstipendiatin am Wissenschaftskolleg Berlin und hatte ebenso ein Stipendium in der Abteilung der chinesischen Geisteswissenschaften des SSRC (Social Science Research Council) inne, die mit der Universität von Peking verbunden ist. Weitere Stipendien erhielt sie von der Carnegie Foundation, der Fulbright Foundation und dem National Endowment for the Humanities.
Am International Research Center wird Professor Monson die Erfahrungen und Erinnerungen der afrikanischen und chinesischen Arbeiter erforschen, die an dem TAZARA-Eisenbahn-Projekt beteiligt waren, das zwischen 1968 und 1986 mit chinesischer Unterstützung in Tansania und Sambia gebaut wurde. Aufbauend auf Quellen, die unter anderem aus mündlichen biografischen Interviews bestehen, wird sie untersuchen, wie diese Arbeiter ein besonderes Bewusstsein dafür entwickelt haben, Teil einer Generation gewesen zu sein, die 'Geschichte gemacht' hat und zwar durch ihre Teilnahme an einem panafrikanischen Projekt, das die Solidarität zwischen dem Osten und Süden Afrikas fördern sollte. Gleichzeitig wird sie anhand der Erinnerungen der Arbeiter aufzeigen, dass die Herausbildung einer TAZARA-Arbeiter-Generation keineswegs zufällig stattfand. Ebensowenig verlief die Ausdrucksweise des Arbeiterbewusstseins nahtlos oder über die Zeiten hinweg stabil. Das Bewusstsein wurde sowohl durch individuelle als auch durch kollektive Faktoren geformt und war darüber hinaus Teil eines weiter gefassten historischen Kontextes der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, in dem sich neue afrikanische Staaten gründeten, Panafrikanismus und sozialistischer Internationalismus herausbildeten und Modernisierungs-Ideologien ihren Ursprung fanden.
Literatur
„Des « hommes nouveaux ». Mémoires de travailleurs du rail et coopération sino-africaine»“. Übersetzt von Geneviève Knibiehler. Clio. Femmes, Genre, Histoire, Nr. 38 (2013): 123–49.
„Remembering Work on the Tazara Railway in Africa and China, 1965–2011. When “New Men” Grow Old“. African Studies Review 56, Nr. 1 (2013): 45–64.
mit Stephanie Rupp. „Africa and China. New Engagements, New Research“. African Studies Review 56, Nr. 1 (2013): 21–44.
„From Protective Lions to Angry Spirits. Environmental Degradation and the Authority of Elders in the Kilombero Valley, Tanzania“. Journal of Eastern African Studies 6, Nr. 2 (2012): 336–50.
mit Liu Haifang. „Railway Time. Technology Transfer and the Role of Chinese Experts in the History of TAZARA“. In African Engagements. Africa Negotiating an Emerging Multipolar World, herausgegeben von Ton Dietz, Kjell Havnevik, Mayke Kaag, und Terje Oestigaard, 226–51. Leiden: Brill, 2011.
mit James Leonard Giblin, Hrsg. Maji Maji. Lifting the Fog of War. Leiden: Brill, 2010.
„Working Ahead of Time. Labor and Modernization during the Construction of the TAZARA Railway, 1968-1986“. In Making a World After Empire. The Bandung Moment and Its Political Afterlives, herausgegeben von Christopher J. Lee, 235–64. Athens, OH: Ohio University Press, 2010.
Africa’s Freedom Railway. How a Chinese Development Project Changed Lives and Livelihoods in Tanzania. Bloomington, IN: Indiana University Press, 2009.
Zuletzt aktualisiert: 25. Juli 2016
Professor Martha Mundy
London School of Economics, Großbritannien
Nameless Labour: Household and Field Work in the Contemporary Arab East.
studierte Griechisch, Latein, Arabisch und Geographie, bevor sie ihren Doktorgrad in sozialer Anthropologie unter der Betreuung von Jack Goody an der Universität von Cambridge erwarb. Sie hat Geschichte an der UCLA (University of California, Los Angeles) und Anthropologie an der Yarmouk Universität, der Amerikanischen Universität von Beirut, der Université Lyon 2 Lumière und der London School of Economics unterrichtet.
Wie man aus ihren Veröffentlichungen schließen kann, galt ihr bisheriges Hauptinteresse den agrarischen Verhältnissen und der Veränderung von Arbeitsstrukturen im arabischen Nahen Osten, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Eigentums- und Rechtsdokumentierung ebenso wie die islamische Rechtsprechung traditionell auf dem Prinzip des Debattierens aufbauen.
Abseits ihrer akademischen Tätigkeit war sie Gründungsmitglied von LSEStaffagainstWar, BRICUP (British Committee for the Universities of Palestine) und Naftana (dem UK Unterstützungskommitee für die Gewerkschaft der Ölarbeiter im Südirak).
Während ihres Aufenthaltes am Kolleg wird sie über die Umwandlung der agrarischen Systeme und der Frauenarbeit in der jemenitischen Küstenebene am Roten Meer innerhalb der letzten vier Jahrzehnte schreiben.
Literatur
mit Saker El Nour, Cynthia Gharios, und Rami Zurayk. „The Right to the Village? Concept and History in a Village of South Lebanon“. Justice spatiale/Spatial Justice 7 (2015).
mit Amin Al-Hakimi, und Frédéric Pelat. „Neither Security Nor Sovereignty. The Political Economy of Food in Yemen“. In Food Security in the Middle East, herausgegeben von Zahra Babar und Suzi Mirgani, 135–58. London: Hurst, 2014.
The Solace of the Past in the Unspeakable Present. The Historical Anthropology of the „Near East“. Goody Lecture 2013. Halle/Saale: Max-Planck-Gesellschaft, 2013.
„Ethics and Politics in the Law. On the Forcible Return of the Cultivator“. In Isam Konuşmaları. Osmanlı Düşüncesi, Ahlâk, Hukuk, Felsefe-Kelâm = Isam Papers. Ottoman Throught, Ethics, Law, Philosophy-Kalam, herausgegeben von Seyfi̇ Kenan, 51–75. Istanbul: ISAM, 2013.
mit Richard Saumarez Smith. Modern Devlet’e Giden Yolda Mülk Siyaseti. Osmanlı Suriyesi’nde hukuk, yönetim ve üretim. Istanbul: Tarih Vakfı Yurt Yayınları, 2013.
mit Richard Saumarez Smith. Governing Property, Making the Modern State. Law, Administration and Production in Ottoman Syria. London: I.B. Tauris, 2007.
Domestic Government. Kinship, Community and Polity in North Yemen. London: I.B. Tauris, 1995.
mit Alain Pottage, Hrsg. Law, Anthropology, and the Constitution of the Social. Making Persons and Things. Cambridge: Cambridge University Press, 2004.
Zuletzt aktualisiert: 25. Juli 2016
Professor Alexander Nützenadel
Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
Genese und Transformation globaler Arbeitsmärkte im 20. Jahrhundert.
nuetzenadel(at)geschichte.hu-berlin.de
ist Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der HU Berlin. Er promovierte und habilitierte an der Universität zu Köln, wo er auch mehrere Jahre lehrte. Forschungsaufenthalte führten ihn an das Deutsche Historische Institut in Rom, an die Columbia University New York und an das Netherlands Institut for Advanced Study in Wassenaar. Nach seiner Habilitation war er Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt, bevor er 2009 an die Humboldt-Universität Berlin wechselte. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Geschichte des faschistischen Italiens, die Rolle von ökonomischen Experten in der Wissensgesellschaft, Korruption und Klientelismus sowie die Wirtschaftsgeschichte der Globalisierung.
Am Kolleg forscht er zur Transformation von internationalen Arbeitsmärkten im 20. Jahrhundert. Anhand von Fallstudien möchte er vor allem die veränderten Mobilitätsmuster in agrarischen Gesellschaften analysieren. Das besondere Interesse richtet sich dabei auf die Globalisierungsschübe des langen 20. Jahrhunderts.
Literatur
mit Marc Buggeln, und Martin Daunton, Hrsg. Questioning the Leviathan. The Political Economy of Public Finance since the 1970s. Cambridge: Cambridge University Press, forthcoming.
mit Christian Grabas, Hrsg. Industrial Policy in Europe after 1945. Wealth, Power and Economic Development in the Cold War. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2014.
mit Cornelius Torp, Hrsg. Economic Crises and Global Politics in the 20th Century [= European Review of History—Revue Européenne D’histoire, 19 (6), 2012]. London: Routledge, 2013.
mit Cornelius Torp, „In the Wake of Crisis. Bringing Economic History Back In“. European Review of History—Revue Européenne D’histoire 19, Nr. 6 (2012): 847–54.
„Der Krisenbegriff der modernen Ökonomie“. In Krisen verstehen. Historische und kulturwissenschaftliche Annäherungen, herausgegeben von Thomas Mergel, 47–58. Frankfurt am Main: Campus, 2012.
„Die ökonomische Dimension der Globalisierung“. In Europäische Erinnerungsorte. Europa und die Welt, herausgegeben von Pim den Boer, Heinz Duchhardt, Georg Kreis, und Wolfgang Schmale, 3:19–26. München: Oldenbourg Verlag, 2012.
mit Ruth Jachertz. „Coping with Hunger? Visions of a Global Food System, 1930–1960“. Journal of Global History 6, Nr. 1 (2011): 99–119.
mit Frank Trentmann, Hrsg. Food and Globalization. Consumption, Markets and Politics in the Modern World. Oxford: Berg, 2008.
Zuletzt aktualisiert: 12. Dezember 2016
Dr. Alexandra Oberländer
Universität Bremen, Deutschland
Work and Dissent: A Cultural History of Socialist Labour in Soviet Russia, 1960s-1980s.
oberlaender@mpib-berlin.mpg.de
unterrichtet russische/sowjetische Geschichte vom 17. Jahrhundert bis zur Perestrojka. Sie promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin über die Wahrnehmung sexueller Gewalt im ausgehenden Zarenreich. Neben russischer/sowjetischer Geschichte interessiert sich Alexandra Oberländer vor allem für die Geschichte der Subjektivität und Gender History.
Ihr post-doc Projekt widmet sich Arbeitseinstellungen in der sowjetischen Gesellschaft nach 1960. Statt die letzten Jahrzehnte der Sowjetunion als Phase der Stagnation zu begreifen, argumentiert das Projekt dafür, vor allem die 1970er Jahre als eine Phase der Normalisierung zu verstehen. Wie Menschen ihre Arbeit wahrnahmen, wie sich soziale Beziehungen durch die Arbeit konstituierten, welche Rolle Arbeit im Leben eines sowjetischen Bürgers spielte, sind die erkenntnisleitenden Fragen dieses Buchprojektes. Während in den 1960er Jahren vermeintliche ArbeitsverweigerInnen noch verfolgt wurden, änderte sich die Einstellung zur Arbeit in den 1970er Jahren grundlegend. Viele SowjetbürgerInnen empfanden ihre Arbeit schlicht als Job, als Mittel zum Zweck und nicht wie von der sowjetischen Führung erträumt als Erfüllung, als eigentlichen Zweck des Daseins. Komödien oder Songtexte der 1970er/1980er Jahre spiegeln diesen Bezug zur Arbeit wider. Statt zum "ersten Lebensbedürfnis" wurde Arbeit zum Witz, zum Objekt des Spotts. Arbeit und Arbeitsplatz waren für viele SowjetbürgerInnen weder der vorrangige Ort zum Erwerb des Lebensunterhaltes noch der Ort für Selbstbestätigung. Stattdessen werkelten sowjetische BürgerInnen in ihrer Freizeit auf der Datscha, um sich mit Gemüse zu versorgen oder schraubten an Gerätschaften in ihren Garagen, die sie dann schwarz weiterverkauften. Neben einem grundlegenden Wandel der Arbeitseinstellungen zwischen 1960 und 1980 argumentiert das Projekt auch für eine Umkehrung des Verhältnisses von Arbeit und Freizeit in der späten Sowjetunion.
Literatur
„Cushy Work, Backbreaking Leisure. Late Soviet Work Ethics Reconsidered“. Kritika. Explorations in Russian and Eurasian History 18, Nr. 3 (2017): 569–90.
„Courtrooms Most Russian?“ Kritika. Explorations in Russian and Eurasian History 15, Nr. 4 (2014): 902–9.
Unerhörte Subjekte. Die Wahrnehmung sexueller Gewalt in Russland 1880-1910. Frankfurt am Main: Campus, 2013.
„Rezension zu: Becker, Elisa M. Medicine, Law and the State in Imperial Russia. Budapest 2011“. H-Soz-u-Kult, 27. März 2013.
„Shame and Modern Subjectivities. The Rape of Elizaveta Cheremnova in 1882“. In Interpreting Emotions in Russia and Eastern Europe, herausgegeben von Mark D. Steinberg und Valeria Sobol, 82–101. DeKalb, IL: Northern Illinois University Press, 2011.
„Rezension zu: Kowalsky, Sharon A. Deviant Women. Female Crime and Criminology in Revolutionary Russia, 1880-1930. DeKalb 2009“. H-Soz-u-Kult, 6. Oktober 2011.
Zuletzt aktualisiert: 04. Oktober 2017
Professor Niels Petersson
Sheffield Hallam University, Großbritanien
Generations of Sailors: Maritime Labour and Globalisation in the 20th Century.
lehrt internationale und globale Geschichte an der Sheffield Hallam University in Großbritannien. Zuvor war er an der Universität Konstanz als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Koordinator für die Doktorandenausbildung im Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration" tätig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die vergleichende Geschichte der europäischen Imperialismen, die Geschichte von Globalisierungsprozessen und Weltwirtschaft und seit jüngstem die Geschichte der Arbeit in transnationaler und globaler Perspektive.
Sein Projekt im Kolleg nimmt die Geschichte der Arbeit auf See seit dem Zweiten Weltkrieg als Ausgangspunkt für die Erforschung der Veränderungen der Arbeitswelt im Kontext der Öffnung und Schließung von Märkten sowie der Freisetzung, Einhegung und Abfederung globaler Konkurrenz.
Literatur
„Managing a “People Business” in Times of Uncertainty. Human Resources Strategy at Ocean Transport & Trading in the 1970s“. Enterprise & Society, Januar 2018, 1–36.
„Arbeit und Globalisierung“. In Globalgeschichten. Bestandsaufnahme und Perspektiven, herausgegeben von Niels P. Petersson, Boris Barth, und Stefanie Gänger, 259–88. Frankfurt am Main: Campus, 2014.
mit Christof Dejung, Hrsg. The Foundations of Worldwide Economic Integration. Power, Institutions, and Global Markets, 1850-1930. Cambridge: Cambridge University Press, 2013.
„Die Schifffahrt und die Globalisierung“. Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 67, Nr. 4 (2013): 329–41.
„Legal Institutions and the World Economy, 1900-1930“. In The Foundations of Worldwide Economic Integration. Power, Institutions, and Global Markets, 1850-1930, herausgegeben von Christof Dejung und Niels P. Petersson, 21–39. Cambridge: Cambridge University Press, 2013.
Anarchie und Weltrecht. Das Deutsche Reich und die Institutionen der Weltwirtschaft 1890-1930. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009.
mit Jürgen Osterhammel. Globalization. A Short History. Übersetzt von Dona Geyer. Princeton, NJ: Princeton University Press, 2005.
mit Jürgen Osterhammel. Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. München: C. H. Beck, 2003.
Imperialismus und Modernisierung. Siam, China und die europäischen Mächte 1895-1914. München: Oldenbourg, 2000.
Dr. Marina de Regt
Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande
The Changing Place of Domestic Labour in Human Life Cycles: Gender, Generation and Ethnicity in Yemen.
erwarb ihren Doktortitel in Sozialanthropologie an der Universität von Amsterdam. Ihr Hauptinteresse gilt der Erforschung der Themen Gender, Arbeit, Migration und Mobilität in der arabischen Welt. Dabei hat sie Feldforschungen unter den Teppichknüpfern Marokkos betrieben, sowie unter dem medizinischen Personal im Jemen und den Gastarbeitern, die dort als Haushaltshilfen tätig waren. Ihre Dissertation zum Thema weiblicher Mitarbeiter im Gesundheitsbereich – 'health workers' – im Jemen basierte auf den Erfahrungen, die sie in dortigen Entwicklungshilfeprojekten gesammelt hat. Zusätzlich zu ihren akademischen Veröffentlichungen arbeitete Marina zusammen mit der Filmemacherin Arda Nederveen an einer Kurzdokumentation mit dem Titel Young and Invisible – African Domestic Workers in Yemen (Jung und Unsichtbar – Afrikanische Hausangestellte im Jemen). Sie war darüber hinaus die verantwortliche Koordinatorin des SEPHIS-Projektes, einem Süd-Süd-Austauschprogramm zur Erforschung der Entwicklungshilfegeschichte und ist Vorsitzende der Niederländischen Gesellschaft für Genderforschung und Feministischer Anthropologie (LOVA).
Ihr Projekt am Kolleg wurde von ihrem langjährigen Interesse an Frauen afrikanischer Herkunft im Jemen inspiriert. Historisch gesehen bestanden immer sehr enge Verbindungen zwischen dem Jemen und Äthiopien, doch es gibt bemerkenswert wenig Forschungsarbeiten zu dem Thema der Migration, die zwischen beiden Ländern stattgefunden hat. Insbesondere der geschlechterspezifische Aspekt dieses Phänomens ist wenig erforscht worden. Marina de Regt wird die Faktoren Gender, ethnische Herkunft und Generationsangehörigkeit unter bezahlten Haushaltshilfen im Jemen untersuchen und sich dabei auf die wechselhafte Bedeutung der Arbeit als Hausangestellte innerhalb des Lebenszyklus' dreier Frauengruppen afrikanischer Herkunft konzentrieren. Diese drei Gruppen fallen mit ganz bestimmten Momenten in der sozialpolitischen Geschichte des Jemen zusammen, zu denen besondere soziale und ökonomische Bedingungen herrschten, wodurch sich entsprechende Diskurse in den Bereichen Gender, Arbeit und ethnischer Angehörigkeit erkennen lassen.
Literatur
„Noura and Me. Friendship as Method in Times of Crisis“. Urban Anthropology and Studies of Cultural Systems and World Economic Development 44, Nr. 1–2 (2015): 43–70.
mit Bina Fernandez, Hrsg. Migrant Domestic Workers in the Middle East. The Home and the World. New York, NY: Palgrave Macmillan, 2014.
„Close Ties. Gender, Labour and Migration between Yemen and the Horn of Africa“. In Why Yemen Matters. A Society in Transition, herausgegeben von Helen Lackner, 287–303. London: Saqi, 2014.
„Ways to Come, Ways to Leave. Gender, Mobility, and Il/legality among Ethiopian Domestic Workers in Yemen“. Gender & Society 24, Nr. 2 (2010): 237–60.
„Preferences and Prejudices. Employers’ Views on Domestic Workers in the Republic of Yemen.“ Signs. Journal of Women in Culture & Society 34, Nr. 3 (2009): 559–81.
Pioneers or Pawns? Women Health Workers and the Politics of Development in Yemen. Syracuse, NY: Syracuse University Press, 2007.
Zuletzt aktualisiert: 12. Dezember 2016
Professor Mahua Sarkar
Binghamton University, Vestal, NY, USA
Lives in Motion: Circular Migration and Bangladeshi Contract Workers.
ist Professorin der Soziologie, Asienkunde, Asian-American-Studies sowie Frauenforschung an der Universität Binghampton, SUNY. Ihre Forschungsbereiche umfassen historische Soziologie, Kultursoziologie, Gender- und Feminismustheorie, postkoloniale Theorie, qualitative Forschungsmethoden, politische Ökonomie der Weltsysteme, staatliche und öffentliche Befehlsgewalt sowie internationale Migration. Zur Zeit arbeitet sie an einem Buch zum Thema zirkulärer Migration von Menschen aus Bangladesch, die in befristeten Arbeitsverhältnissen stehen.
Literatur
Hrsg. Work out of Place. Berlin: De Gruyter, 2018.
„When Maternity Is Paid-Work. Commercial Gestational Surrogacy at the Turn of the Twenty-First Century“. In Women’s ILO. Transnational Networks, Working Conditions, and Gender Equality, herausgegeben von Eileen Boris, Dorothea Hoehtker, und Susan Zimmermann, 340–59. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2018.
„L’action incertaine. Le contrat de travail temporaire transnational en tant que risque [Uncertain Action. Transnational Temporary Contract Work as Risk]“. In Action et Incertitude. Les épreuves de l’incertain, herausgegeben von Marc-Henry Soulet, 457–83. Basel ; Berlin: Schwabe Verlag, 2018.
„Constrained Labour as Instituted Process. Transnational Contract Work and Circular Migration in Late Capitalism“. European Journal of Sociology / Archives Européennes de Sociologie 58, Nr. 1 (2017): 171–204.
„Between Craft and Method. Meaning and Inter-Subjectivity in Oral History Analysis“. Journal of Historical Sociology 25, Nr. 4 (2012): 578–600.
Visible Histories, Disappearing Women. Producing Muslim Womanhood in Late Colonial Bengal. Durham, NC: Duke University Press, 2008.
Zuletzt aktualisiert: 05. Februar 2020
PD Dr. Felix Schnell
Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
„…to Force Everybody to Work“ – Forced Work, Workhouses and Their Inmates in Tsarist Russia from the 18th to the 19th Centuries.
hat 2004 an der Universität Bielefeld mit einer Arbeit über die Polizei im späten Russischen Kaiserreich promoviert und ist seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Sommer 2011 habilitierte er sich mit einer Arbeit zum Zusammenhang von Gewalträumen und Gruppenmilitanz im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in der Ukraine und vertrat im Wintersemester 2010/11 die Professur für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität. Seine Forschungsschwerpunkte sind historische Gewaltsoziologie, Macht und Herrschaft als soziale Prozesse, Geschichte Russlands und der Ukraine im 19. und 20. Jahrhundert.
Am Kolleg wird er an einer Studie zu Arbeitshäusern und ihren Insassen im zarischen Russland arbeiten. Dabei geht es zum einen um die Frage, wie dieses westeuropäische Konzept in Russland praktisch umgesetzt wurde und wie es sich im Laufe der Zeit veränderte. Des Weiteren soll die Reichweite und Wirksamkeit der Arbeitshäuser im Bestreben der Obrigkeit, die Gesellschaft zu verbessern oder zu disziplinieren, untersucht werden. Dabei soll auch die Frage nach den Lebensläufen der Insassen und den Auswirkungen der Institution auf ihre Biographien eine Rolle spielen. Neben der Praxis der Arbeitshäuser geht es auch um das allgemeine Konzept von Arbeit als Instrument sozialer Veränderung „von oben“.
Literatur
„Der Gulag als Systemstelle stalinistischer Herrschaft“. In Die Welt der Lager. Zur „Erfolgsgeschichte“ einer Institution, herausgegeben von Bettina Greiner und Alan Kramer, 154–85. Hamburg: Hamburger Edition, 2013.
„Die erwartete Nation. Imperien, Bauern und Konjunkturen des Nationalen in der Ukraine (Zarenreich und Sowjetunion)“. Journal of Modern European History 11, Nr. 3 (2013): 375–96.
„Gewaltkultur und Kommunismus. Ursachen und Formen in der Sowjetunion“. osteuropa 63, Nr. 5–6 (2013): 93–106.
Räume des Schreckens. Gewalt und Gruppenmilitanz in der Ukraine 1905 - 1933. Hamburg: Hamburger Edition, 2012.
„Ukraine 1918. Besatzer und Besetzte im Gewaltraum“. In Gewalträume. Soziale Ordnungen im Ausnahmezustand, herausgegeben von Jörg Baberowski und Gabriele Metzler, 135–68. Frankfurt am Main: Campus, 2012.
„Zwei brutale Regime. Stalinismus und Nationalsozialismus. Diktaturen im Vergleich – eine Skizze“. Zeitungszeugen 38 (2012): 6–7.
Ordnungshüter auf Abwegen? Herrschaft und illegitime polizeiliche Gewalt in Moskau 1905-1914. Wiesbaden: Harrassowitz, 2006.
Zuletzt aktualisiert: 13. Dezember 2016